Gloria Victoria!

Ehre der Siegerin – denn die kleine, blaue Ape hat heute Ihr erstes Rennen gewonnen! Und das war so:

Auf dem Rückweg vom Baumarkt waren die Bedingungen für die Ape gut: Gegen neun Uhr abends war wenig Verkehr (hier geht es im Wesentlichen darum, die einmal erreichte Geschwindigkeit nicht durch Abbieger verlieren zu müssen), die Luft um den Gefrierpunkt kühl (Hoffnung auf bessere Zylinderfüllung und Kühlung), die Strecke bis nach Hause frei von Steigungen und wir sind vergleichsweise leicht – außer mir als gewichtigem Fahrer ohne weitere Passagiere nur mit einer Dose Tür- und Fensterlack beladen.

Aus der Ortschaft heraus roch ich es dann deutlich: Auf meiner 4-Takt-Ape ein Gefühl von „echter“ alter Ape: 4-Takt-Dunst liegt in der Luft. Weit vor mir auf der Allee ist ein schwaches Rücklicht auszumachen.

Die Ape läuft hier in der Ebene nach Tacho rund 70 km/h. Es könnte sein, dass ein wenig Westwind hilft. Langsam pirschen wir uns dem Zweitaktgefährt von hinten an. Es ist ein Zweirad – und es fährt nur geringfügig langsamer als wir. Vermutlich handelt es sich also um ein gut laufendes 50er-Exemplar oder eine sehr schlecht laufende 80er. Genaueres ist im fahlen Schein der Bilux-Funzeln leider nicht zu erkennen.

Ein paar Kilometer folgen wir dem Zweirad mit voll geöffneter Drosselklappe. Ab und zu steigt der Tachometer knapp über 70 km/h während ich versuche eine ruhige Linie zwischen den Straßenschäden in diesem Bereich zu halten. Einmal am Gasgriff gezuckt und der Verfolgte entfernt sich wieder: Keine Chance hier auf der Geraden zu Überholen. Zumal ein Windschattenmanöver mit der Ape so wie so ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Der Fahrer vor mir fährt recht unsicher. In den Kurven entdecke ich Unsicherheiten: Die Linie ist wackelig und das Bremslicht flackert auf, ohne dass die Bremse ernsthaft betätigt wird.

Am Ende einer unübersichtlichen Links-Rechts-Kombination dann ist der richtige Moment gekommen: Mein Schrittmacher ist nun deutlicher zu erkennen: Es ist ein Typ von deutlicher Schrittmacher-Figur: Ein massiger Körper in aerodynamisch günstiger Tropfenform bemüht das tief eingefederte Fahrwerk einer Maschine mit Motorrad-Silhouette – aber offensichtlich der Leistung eines Rollers.

Offensichtlich hat der die Kurve etwas zu langsam im zu hohen Gang genommen, die Drehzahl des 2-Takters ist eingebrochen. Die Kurve steigt im Verlauf leicht an. Er fällt zurück und wir kommen ganz nah heran. Er gibt auf und der massige Arm des Vorausfahrenden winkt mich vorbei.

Ich überlege einen Moment, ob ich es wagen kann. Aber ich kann ca. 1 km geradeaus sehen – es kommt niemand. In einem Zug ziehen langsam an ihm vorüber. Ob er eine Ahnung hat, was da hinter ihm war? Vermutlich hat er nur zwei Lampen vom Rückspiegel gesehen und es für ein Auto gehalten. Der Überholvorgang geht verblüffend zügig bis der 2-Takter wieder seinen Lauf findet. Immerhin hat er jetzt ein wenig Windschatten und bleibt an der Calessino hinten dran.

Es nutzt ihm nichts: Im Ort in der 30-Zone überholt man nicht (sowieso nicht, wenn man als Motorradfahrer nicht lebensmüde ist) und aus dem Ort heraus sind wir nach der Kurvenkombination schon wieder so schnell, dass das Zweirad es nicht schafft, mich bis zum Heimatort noch einmal in Angriff zu nehmen.

Ich bin stolz auf die Ape – sie ist außerordentlich gut unterwegs heute.

Sagt jemand, es wäre nicht erlaubt auf öffentlichen Straßen Rennen zu fahren? Das ist das gute an so einer Ape: Man kann genau das tun, ohne ernsthaft gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen zu verstoßen. Und für den Außenstehenden ist vermutlich nicht einmal erkennbar, dass es sich um ein Rennen handelt. Das größte Problem ist lediglich, geeignete Spielkameraden im Straßenverkehr zu finden: Der Erfahrung nach eignen sich am ehesten 50er-Motorroller oder moderne Traktoren. Oder ganz offensichtlich: Andere Api!