Die traurige, schwarze Ape

Der letzte und der erste Tag des Jahres sind traditionell Geocaching-Tage. Wir waren dazu im Norden von Dortmund unterwegs. Auf dem Weg fällt mir ein, dass wir noch keine Berliner haben – und durch Zufall kommen wir gerade an einer Bäckerei vorbei. Und davor steht eine kleine, schwarze Ape 50 ZAPC mit den alten Pressglas-Lampen.

Kurz bevor die Bäckerei die Türen schließt, bekomme ich noch das letzte Paar Berliner. Das macht mich froh – aber als ich mit der Beute aus der Tür komme, macht mich die Ape wieder ein Stück traurig – beim Blick auf den Tacho: Sie hat knapp 71 km darauf stehen!

Wie so viele Ihrer Leidensgenossinnen hat sie jemand gekauft, ihr ein Nummernschild montiert und sie irgendwo in der Stadt aufgestellt. Vielleicht hat sie alle paar Wochen mal den Standort gewechselt. Vielleicht auch noch nicht einmal das.

Still steht sie da, nur die Sturmböen zerren am Plakat, das man ihr aufgezwungen hat. Nichts, was sonst Ihre Federn bewegt. Sie ist nun schon mindestens 4 Jahre alt, vermutlich deutlich mehr: Das Plastik Ihrer Kotflügel ist ausgebleicht, ihre Reifen werden hart und porös, noch bevor sie sich abnutzen.

In Pontedera hat man Ihr drei Räder und einen Motor gegeben, auf dass Sie durch die Welt knattern und dienlich sein möge. Wäre der Wind nicht so stark, könnte man sie vielleicht leise rufen hören: „Fahr mit mir!“ Tank mich mit frischem Sprit und ich fahre Dich hin, wo immer Du hin willst. „Zeige mir die Stadt da draußen – oder die Welt, falls Du zufällig sehr viel Zeit und Geduld hast.

Jawohl, diese Ape ist Verschwendung! An Geld, an Material, an Platz und an Zeit. Diese Ape ist ein Verrat an der Idee des minimalistischen Individualverkehrs!

Man hätte sie durch eine Plakatwand ersetzen und stattdessen einen mobilitätsbedürftigen Menschen mit einer Ape glücklich machen können!

Da steht sie nun und wackelt im Wind.

Die kleine, weiße Ape am Baumarkt

Heute war ich im Baumarkt. Mal nicht mit der Ape, sondern mit meinem französischen Kleinfahrzeug. Draußen sind die Straßen feucht und es wurde bereits Salz gestreut. Nein, da fahre ich die Calessino nicht, wenn es nicht notwendig ist.

Als ich wieder herauskam, sah ich eine Ape. Eine kleine, weiße 50er. Es wird gerade irgendetwas eingeladen. Ich gehe einmal halb herum, schaue: noch die alten Pressglas-Scheinwerfer, aber zwei Stück. Also eine ZAPC vor dem Facelift auf Euro 4 und damit vor dem Baujahr 2018.

„Na, jetzt noch mit der Ape unterwegs, es ist ja schon gestreut“, fange ich ein Gespräch an.

„Keine Sorge, da habe ich ordentlich vorgesorgt“, bekomme ich eine spontane Antwort und erfahre auch, womit und wie vorgesorgt wurde. Und dann entspinnt sich ein Gespräch über neuralgische Stellen der 50er, den Einsatz der Ape zum Transport, Vorbeugung von Rost.

Es stellt sich heraus, dass mein Gegenüber noch eine zweite 50er im Haushalt hat, eine ZAPC E4. Und kaum gesagt, fällt mir auf, dass ich beide Api schon mal in einem Hauseingang gesehen habe und mich gefragt habe: Wenn einer zwei solcher Gefährte hat, dann ist es bestimmt ein Fan.

Ja, ich erfahre neue Dinge über meine Ape: Nämlich, dass die ZAPC E4 andere Bremstrommeln hat als die ältere ZAPC. Nämlich die gleichen, die auch unser Calessino 200 trägt. Und ob ich auch Probleme mit ungleichmäßigem Bremsen hätte? Ja, habe ich! Und jetzt weiß ich auch, warum: Es gibt wohl eine Serie von Bremstrommeln, die nicht wirklich rund sind. Man müsste die Trommeln neu ausdrehen lassen.

Nun, ob ich das machen möchte, weiß ich noch nicht. So schlimm finde ich es nicht. Aber immerhin ist es gut zu wissen, was genau da nicht stimmt. So macht es mich nicht mehr nervös. Wissen ist Macht!

Ob ich die Ape-Schrauber bei YouTube kenne? Klar.

Ob ich auch in einem Ape-Forum bin? Klar.

Ich bekomme noch eine Empfehlung für die Hauptuntersuchung von Fahrzeugen (wovon die 50er-Ape ja nicht betroffen ist).

Was ist das Resümee für mich aus dieser Begegnung? Nun, es sind mehrere:

  1. Die Gruppe der Ape-Fahrer ist klein. So klein, dass man sich schnell kennt und fast alle sich auf den gleichen Internet-Medien tummeln.
  2. Die Gruppe der Ape-Fahrer scheint eine Gemeinschaft netter und hilfsbereiter Menschen zu sein.
  3. Alle Ape-Fahrer haben irgendwie Angst vor Rost und Streusalz!

Und wer sich jetzt noch fragt, wie das mit den ganzen Modellen der Ape ist – für den haben die oben erwähnten Ape-Schrauber eine ganz anschauliche, aber unübersichtliche Aufstellung vorbereitet.. Am unübersichtlichen Teil ist allerdings Piaggio selbst schuld! Doch seht selbst: