Mehr als ein halbes Jahr ist nun rum – und ich war dieses Jahr noch gar nicht mit der Ape zur Arbeit. Dabei kann sie da mal schön lang weglaufen und nicht immer nur Start-Stop und klein-klein! Mein Weg zur Arbeit sind 65 km – in jede Richtung.
Das Orakel von Meteosat versprach Sonne und Wärme und die Abwesenheit von Wasser. Perfekte Bedingungen, um mit offenem Verdeck den tristen Alltag in einen Genussrahmen zu setzen!
Als ich bei der Firma ankomme, stehen dort schon die Motorräder der Kollegen. Ich muss weit am Unterstand entlangfahren, um einen Platz für das Bienchen zu finden. Und was sehe ich dort? Wieder wartet dort ein altes Dreirad darauf, meiner Ape Gesellschaft zu leisten! Dieses Mal jedoch ist es nicht wie beim letzten Mal ein Krause Duo, sondern ein eisbonbonblau glänzender Messerschmitt-Kabinenroller KR200 aus den 1950er Jahren!
Was für ein schönes Gefährt – gleich viel Hubraum wie die moderne Ape, auch ein Cabriolet – dabei aber ein wenig schneller! ich schleiche noch einen Moment herum und bewundere das Gefährt. Es ist vermutlich das einzige Fahrzeug, bei dem man in der Betriebsanleitung nachlesen kann oder muss, wie man denn überhaupt einsteigt. Leider drängt dann das erste Meeting des Tages.
Wie man hier einsteigt, dafür gibt es eine Anleitung!
Als ich nach der Arbeit zurückkomme, ist der Kabinenroller verschwunden. Auf dem Rückweg komme ich am Maislabyrinth vorbei, das wir noch am Wochenende besucht hatten. Ich möchte mit der Drohne darüber hinwegfliegen und ein paar tolle Ansichten von der Ape in der Abendsonne machen. Die Drohne will das aber nicht – sie weigert sich, weit genug weg oder hoch genug zu fliegen. Irgendein Update fehlt ihr und sie möchte unbedingt nach Hause telefonieren. Später versuche ich ein paar Aufnahmen während der Fahrt mit 360-Grad-Kamera, aber auch die werden nichts. Die Stitching-Parameter passen nicht zu den Linsenkappen und überhaupt gibt kurz danach die Speicherkarte auf. Schade ist das, denn es ist ein wunderschöner Abend auf den Landstraßen.
Auf dem Weg in den Sonnenuntergang und nach Hause. Es ist ein wunderschöner Abend zwischen Feldern und Wiesen.
Es bleibt die „Freude am Fahren“ an sich und die Erkenntnis, dass manchmal die simple Technik die beste Technik ist.
Egal ob Ape oder Kabinenroller. Wobei ich den Roller gern mal ausprobiert hätte.
Wo sonst nur Motorräder und Roller stehen, stand heute gleich zwei Dreiräder: Unsere Ape und eine DUO aus der DDR
Es ist tolles Wetter, schon morgens ist es richtig warm. Zeit, um etwas zu tun, was ich schon im letzten Jahr machen wollte: mit der Ape zur Arbeit fahren. Jetzt ist seit Corona sehr viel Heimarbeit angesagt gewesen. Es klingt komisch, aber es ergab sich nur selten die Gelegenheit, ins Büro zu fahren!
Der Weg über die Autobahn und etwas Landstraße zu meiner Arbeit beträgt etwa 65 km. Dazu braucht man bei ruhiger Fahrweise mit dem Auto rund 50 min. Man kann es im Expressdienst in knapp unter 40 min schaffen. Wenn ich gemütlich über Land fahre und die Autobahn meide, dann kommt man ziemlich genau auf eine Stunde.
Mit der Ape wird es mehr werden, das war klar. Und es wird nicht die Autobahn werden, das war genauso klar. Aber ich hatte keinen Plan, wie schnell man mit der Ape auf längeren Strecken so wird.
Im Vorfeld habe ich mir eine Route geplant, die vor allem schmale Straßen bevorzugt und teilweise der deutschen Alleenstraße folgt. Obwohl schmale Straßen häufig weniger geradlinig sind, konnte ich die Entfernung so auf etwa 60 km reduzieren.
Das erste Stück ging über die B1 nach Osten – das war langweilig, denn die B1 verläuft hier schnurgerade. Dazu wird dort zu viel und zu schnell für die Ape gefahren. Selbst dort, wo es breit genug ist, dass man niemanden aufhält, kommt man sich wie ein blödes Hindernis vor.
Sobald es durch die Felder ging, war die Welt eine andere. So macht das Spaß: Den Gasgriff locker bei zwei Dritteln Drosselklappenöffnung hingestellt, fährt man in der Ebene etwa 55 km/h und man kann sich die Umgebung im Vorbeifahren anschauen. Ich habe Dinge gesehen, die mir mit dem Auto oder Motorrad in Jahren des Pendelns verborgen geblieben sind!
Letztlich habe ich den Weg zur Arbeit in 1 h 22 min geschafft. Das ist gerade einmal eine halbe Stunde mehr als der normale Weg. Es ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 44 km/h.
Außergewöhnlich entspannt und trotzdem pünktlich bin ich dann auch bei der Arbeit angekommen und konnte dort parken, wo sonst mein Motorrad steht: unter einem Vordach direkt am Eingang. Dort steht ein Hinweisschild für „Motorräder und Kleinkrafträder“. Und wir erinnern uns: Die Ape ist als Kraftrad zugelassen!
Als ich – mal wieder viel später als vorgesehen – von der Arbeit zurück zum Motorradparkplatz komme, traue ich meinen Augen nicht: Die Motorräder und Roller sind fast alle verschwunden – aber neben meinem Dreirad steht gleich noch ein anderes! Ein Kollege hat eine DUO aus der DDR mit zur Arbeit gebracht und einvernehmlich stehen die beiden Dreiräder dort nebeneinander.
Die Abendtour war dann noch besser – es ist schöner, nach Hause zu fahren als zur Arbeit! Aber die Bedingungen sind perfekt: Es sind fast 30 °C, der warme Wind umweht den Fahrer und die Sonne steht tief über den Feldern. Der Staub der Mähdrescher auf dem trockenen Land sorgt im Gegenlicht für gelblich leuchtende Wolken. Die Ape knattert und die kleinen Räder zeigen mir Schlaglöcher, die ich bisher noch nicht kannte.
Nur einmal beginnt die Ape, komische Geräusche zu machen: Es macht mir Sorgen. Immer wenn ich nicht zuordnen kann, woher ein Geräusch stammt, macht es mir Angst: Es könnte ein Problem sein oder werden. Nicht, dass unsere Ape nicht viele komische und unnötige Geräusche machen würde. So gut wie alles macht hier ein Geräusch: die Unterlegscheibe an der Motorklappe, das Armaturenbrett, die Türen, der Kupplungshebel, der Gasgriff, die Gurtschlösser. Aber die Geräusche kenne ich, weiß, woher sie stammen, und auch, dass sie nicht gefährlich sind.
Es ist eine Art „Klacken“ und ich kann nicht recht sagen, woher es kommt – außer: „von hinten“ –, noch, wann genau es auftritt. Man kann es provozieren, indem man Lastwechsel erzeugt. Aber es erscheint auch manchmal bei gleichmäßiger Fahrt. Fährt man Kurven, gibt Gas oder nimmt Gas weg, dann ist es meistens verschwunden. Dann kommt es irgendwann aber wieder. Ich bin verwirrt. Das macht alles keinen rechten Sinn.
Irgendwann fahre ich zwischen Feldern rechts heran und werde der Sache auf den Grund gehen. Lange brauche ich nicht zu suchen: Das Verdeck hat sich abgerollt und hängt ein Stück hinten die Motorhaube hinunter. Der Reißverschluss klopft im Wind oder beim Bremsen an das Blech der Motorklappe!
Schnell das Verdeck wieder eingerollt und unter das Gestänge geklemmt. Und schon rolle ich wieder vollkommen entspannt von der Arbeit nach Hause.
Am Ende dieses Tages steht für mich fest: Nein, das kann man nur schwer jeden Tag so machen mit der Ape. Aber es ist toll und entspannend, wenn man die Zeit hat. Am richtigen Tag werde ich das ganz sicher noch mal machen!