Ein bißchen Ape, ohne Ape!

Heute war ich nicht mit der Ape unterwegs und habe auch keine Ape gesehen. Was soll denn daran besonders sein? Und warum schreibe ich dann hier davon? Weil es irgendwie doch hierhin gehört.

Und das war so:

Heute war ich mit dem Motorrad zur Arbeit und wieder zurück. Recht frisch war es noch (etwa 3 °C), aber herrlich sonnig. Mit der offenen Calessino wäre es nicht wärmer gewesen, aber langsamer. Der Renault Clio steht mit einem Antriebswellenschaden auf dem Hof – und daher war das Motorrad heute das Mittel der Wahl.

Auf dem Rückweg bin ich am Ufer des Möhnesees entlang gefahren und musste ziemlich dringend tanken: 15,58 l flossen in den 16-l-Tank der BMW, während ein „Fahrzeug“ auf die Tankstelle zusteuerte. Näher als „Fahrzeug“ konnte ich es wirklich nicht eingrenzen:

Es war so schmal, dass es nicht breiter als die schmale „Verkehrsinsel“ war, auf der die Zapfsäulen stehen, an deren Vorderseite es parkte – die Autos konnten daran vorbei, obwohl es mittig „vor Kopf“ stand!

Obwohl es so schmal war, hatte es trotzdem zwei Vordersitze.

Es war weiß und eckig. Gezeichnet wie ein Volvo aus den Achtzigern: mit dem Geodreieck! Radien werden überbewertet, wenn sie nicht funktional notwendig sind (sprich: Reifen und Lenkrad).

Dazu war es sehr kurz: Nur die Vordersitze, dahinter ein kleiner Kofferraum. Wie ein Smart, nur kantig!

Api kenne ich, die chinesischen Elektro-Liefer-Dreiräder kenne ich, Goliath Goli und Tempo-Dreiräder aus den Fünfzigern und auch eine Krause Duo .

Und dann dazu: Nur ein Vorderrad! Es war also ein Dreirad, wie die Ape: Ein Rad vorn und zwei Räder hinten.

Aber das hier war ein kleines, altes Auto auf drei Rädern! Kein Ellenator , der zwei Räder vorn hat und genau genommen auch hinten derer zwei – nur eng zusammen. Der Ellenator ist ein Fiat 500 der neueren Zeit und auch nur aus heutiger Sicht ein Kleinwagen. Gegen einen originalen 500er Fiat ist er ein Riese. Hier reden wir aber von einer Größe wie ein alter Fiat 500, aber im Alter vermutlich dazwischen – Kantig wie die 70er oder 80er.

Einen Aufbau wie ein PKW und dann nur ein Rad vorn. Da kenne ich den britischen Reliant Robin – wie die meisten wohl als Gegenspieler des Mini von Mister Bean. Aber dieses rollende Wägelchen ist noch kleiner als der Robin.

Es hatte meine Neugier geweckt. Was zum Teufel ist das? Leider fuhr es rückwärts, bevor ich ein Foto davon machen konnte. Beim Fahren machte es dann auch eigenartige Geräusche. Es klang nach Zweitakt und ich bildete mir ein, es roch auch danach.

Es war wie eine UFO-Sichtung: Ich habe es mit eigenen Augen im Dunkeln gesehen. Ich habe keine Ahnung, was es war. Und wenn ich das erzähle, glauben die Leute, ich würde rosa Elefanten sehen, und bekomme den wohlwollenden Vorschlag, ich könnte bei der nächsten Tour zur Arbeit gleich in Eickelborn anhalten und mal anfragen, ob sie noch einen Bekloppten mehr gebrauchen können.

Eine Sache war dann doch anders als beim UFO: Während die sich meistens mit einer hellen Leuchterscheinung und außerirdisch-irrer Geschwindigkeit entfernten, war das bei diesen Fahrzeugen nicht der Fall.

Ganz in Ruhe konnte ich zu Ende tanken und kaum war ich an der Staumauer vorbei, hatte ich das Ding auch schon wieder eingeholt. Nein, schnell war das nicht. Selbst mit meinem einzylindrigen Mädchen-Motorrad hatte ich es schnell ein. Selbst mit der Calessino hätte ich es locker einholen können. Jetzt konnte ich es auch riechen. Zweitaktöl lag in der Luft! Dabei leuchtete es nach vorn oder hinten nur schwach aus eckigen Leuchten, die offenbar in den 80ern schon irgendeinem anderen Fahrzeug geklaut worden waren.

Durch die aufrechte Heckscheibe sah ich ein Mobiltelefon leuchten. In großen Lettern stand nach Erreichen seiner Endgeschwindigkeit auf dem Display geschrieben: 33 km/h. Es ging leicht bergab. Das passte zum kleinen Mofa-Nummernschild unten rechts in der Ecke.

Eine Weile fuhr ich hinter dem Mysterium her, mit einer Gefolgschaft von inzwischen vielleicht 10 PKW moderner Bauart, jeder vielleicht doppelt so breit, achtmal so schwer, aber vielleicht sogar hundertmal so stark. Es war eine durchgezogene Linie auf der Straße, und so nutzte ich meine Zeit, nach irgendeinem Hinweis zu suchen, was ich denn da nun vor mir hatte. Es gab keinen: kein Emblem, keine Typbezeichnung. Nichts.

Um zu verhindern, dass einer meiner Verfolger mich in Eickelborn als bekloppt anmeldete, überholte ich dann doch. Bei durchgezogener Linie. Das klappt in diesem Fall problemlos, ohne dass man die Linie überfährt! Im Vorbeifahren gab es einen Daumen nach oben an den Fahrer und einen Blick zurück – auch vorn gab es kein Emblem.

Spät am Abend, als die Gedanken des Tages schon zu verblassen drohten, ließ mir das Dreirad keine Ruhe. Hatte ich eine Halluzination? Was zum Teufel hatte ich dort gesehen?

Ich falle in einen Kaninchenbau voller dreirädriger Gefährte im Internet. Und jetzt weiß ich: Die Firma Casalini hat das Modell „Sulky 50“ seit 1971 in vielen verschiedenen Varianten hergestellt. Die Variante von ca. 1994 sieht genau so aus, wie das Exemplar, dem ich heute begegnet bin. Und ich weiß auch, dass es einen guten Grund hat, warum der SP50 klingt wie eine Ape 50: Er nutzt schlicht den selben Motor von Piaggio.

Und so geht es schließlich doch wieder um ein Stück Ape!

Treffen sich zwei Dreiräder…

Wo sonst nur Motorräder und Roller stehen, stand heute gleich zwei Dreiräder: Unsere Ape und eine DUO aus der DDR

Es ist tolles Wetter, schon morgens ist es richtig warm. Zeit, um etwas zu tun, was ich schon im letzten Jahr machen wollte: mit der Ape zur Arbeit fahren. Jetzt ist seit Corona sehr viel Heimarbeit angesagt gewesen. Es klingt komisch, aber es ergab sich nur selten die Gelegenheit, ins Büro zu fahren!

Der Weg über die Autobahn und etwas Landstraße zu meiner Arbeit beträgt etwa 65 km. Dazu braucht man bei ruhiger Fahrweise mit dem Auto rund 50 min. Man kann es im Expressdienst in knapp unter 40 min schaffen. Wenn ich gemütlich über Land fahre und die Autobahn meide, dann kommt man ziemlich genau auf eine Stunde.

Mit der Ape wird es mehr werden, das war klar. Und es wird nicht die Autobahn werden, das war genauso klar. Aber ich hatte keinen Plan, wie schnell man mit der Ape auf längeren Strecken so wird.

Im Vorfeld habe ich mir eine Route geplant, die vor allem schmale Straßen bevorzugt und teilweise der deutschen Alleenstraße folgt. Obwohl schmale Straßen häufig weniger geradlinig sind, konnte ich die Entfernung so auf etwa 60 km reduzieren.

Das erste Stück ging über die B1 nach Osten – das war langweilig, denn die B1 verläuft hier schnurgerade. Dazu wird dort zu viel und zu schnell für die Ape gefahren. Selbst dort, wo es breit genug ist, dass man niemanden aufhält, kommt man sich wie ein blödes Hindernis vor.

Sobald es durch die Felder ging, war die Welt eine andere. So macht das Spaß: Den Gasgriff locker bei zwei Dritteln Drosselklappenöffnung hingestellt, fährt man in der Ebene etwa 55 km/h und man kann sich die Umgebung im Vorbeifahren anschauen. Ich habe Dinge gesehen, die mir mit dem Auto oder Motorrad in Jahren des Pendelns verborgen geblieben sind!

Letztlich habe ich den Weg zur Arbeit in 1 h 22 min geschafft. Das ist gerade einmal eine halbe Stunde mehr als der normale Weg. Es ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 44 km/h.

Außergewöhnlich entspannt und trotzdem pünktlich bin ich dann auch bei der Arbeit angekommen und konnte dort parken, wo sonst mein Motorrad steht: unter einem Vordach direkt am Eingang. Dort steht ein Hinweisschild für „Motorräder und Kleinkrafträder“. Und wir erinnern uns: Die Ape ist als Kraftrad zugelassen!

Als ich – mal wieder viel später als vorgesehen – von der Arbeit zurück zum Motorradparkplatz komme, traue ich meinen Augen nicht: Die Motorräder und Roller sind fast alle verschwunden – aber neben meinem Dreirad steht gleich noch ein anderes! Ein Kollege hat eine DUO aus der DDR mit zur Arbeit gebracht und einvernehmlich stehen die beiden Dreiräder dort nebeneinander.

Die Abendtour war dann noch besser – es ist schöner, nach Hause zu fahren als zur Arbeit! Aber die Bedingungen sind perfekt: Es sind fast 30 °C, der warme Wind umweht den Fahrer und die Sonne steht tief über den Feldern. Der Staub der Mähdrescher auf dem trockenen Land sorgt im Gegenlicht für gelblich leuchtende Wolken. Die Ape knattert und die kleinen Räder zeigen mir Schlaglöcher, die ich bisher noch nicht kannte.

Nur einmal beginnt die Ape, komische Geräusche zu machen: Es macht mir Sorgen. Immer wenn ich nicht zuordnen kann, woher ein Geräusch stammt, macht es mir Angst: Es könnte ein Problem sein oder werden. Nicht, dass unsere Ape nicht viele komische und unnötige Geräusche machen würde. So gut wie alles macht hier ein Geräusch: die Unterlegscheibe an der Motorklappe, das Armaturenbrett, die Türen, der Kupplungshebel, der Gasgriff, die Gurtschlösser. Aber die Geräusche kenne ich, weiß, woher sie stammen, und auch, dass sie nicht gefährlich sind.

Es ist eine Art „Klacken“ und ich kann nicht recht sagen, woher es kommt – außer: „von hinten“ –, noch, wann genau es auftritt. Man kann es provozieren, indem man Lastwechsel erzeugt. Aber es erscheint auch manchmal bei gleichmäßiger Fahrt. Fährt man Kurven, gibt Gas oder nimmt Gas weg, dann ist es meistens verschwunden. Dann kommt es irgendwann aber wieder. Ich bin verwirrt. Das macht alles keinen rechten Sinn.

Irgendwann fahre ich zwischen Feldern rechts heran und werde der Sache auf den Grund gehen. Lange brauche ich nicht zu suchen: Das Verdeck hat sich abgerollt und hängt ein Stück hinten die Motorhaube hinunter. Der Reißverschluss klopft im Wind oder beim Bremsen an das Blech der Motorklappe!

Schnell das Verdeck wieder eingerollt und unter das Gestänge geklemmt. Und schon rolle ich wieder vollkommen entspannt von der Arbeit nach Hause.

Am Ende dieses Tages steht für mich fest: Nein, das kann man nur schwer jeden Tag so machen mit der Ape. Aber es ist toll und entspannend, wenn man die Zeit hat. Am richtigen Tag werde ich das ganz sicher noch mal machen!