Es ist tolles Wetter, schon morgens ist es richtig warm. Zeit, um etwas zu tun, was ich schon im letzten Jahr machen wollte: Mit der Ape zur Arbeit fahren. Jetzt ist seit Corona sehr viel Heimarbeit angesagt gewesen. Es klingt komisch: Aber es ergab sich nur selten die Gelegenheit, ins Büro zu fahren!
Der Weg über die Autobahn und etwas Landstraße zu meiner Arbeit beträgt etwa 65 km. Dazu braucht man bei ruhiger Fahrweise mit dem Auto rund 50 min. Man kann es im Expressdienst in knapp unter 40 min schaffen. Wenn ich gemütlich über Land fahre und die Autobahn meide, dann kommt man ziemlich genau auf eine Stunde.
Mit der Ape wird es mehr werden, das war klar. Und es wird nicht die Autobahn werden, das war genauso klar. Aber ich hatte keinen Plan, wie schnell man mit der Ape auf längeren Strecken so wird.
Im Vorfeld habe ich mir eine Route geplant, die vor allem schmale Straßen bevorzugt und teilweise der deutschen Alleenstraße folgt. Obwohl schmale Straßen häufig weniger gradlinig sind, konnte ich die Entfernung so auf etwa 60 km reduzieren.
Das erste Stück ging über die B1 nach Osten – das war langweilig, denn die B1 verläuft hier schnurgerade. Dazu wird dort zu viel und zu schnell für die Ape gefahren. Selbst dort, wo es breit genug ist, dass man niemanden aufhält kommt man sich wie ein blödes Hindernis vor.
Sobald es durch die Felder ging, war die Welt eine andere. So macht das Spaß: Den Gasgriff locker bei zweidrittel Drosselklappenöffnung hingestellt, fährt man cin der Ebene eetwa 55 km/h und man kann sich die Umgebung im vorbeifahren anschauen. Ich habe Dinge gesehen, die mir mit dem Auto oder Motorrad in Jahren des Pendelns verborgen geblieben sind!
Letztlich habe ich den Weg zur Arbeit in 1h 22 min geschafft. Das ist gerade einmal eine habe Stunde mehr als der normale Weg. Es ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 44km/h.
Außergewöhnlich entspannt und trotzdem pünktlich bin ich dann auch bei der Arbeit angekommen und konnte dort parken, wo sonst mein Motorrad steht: Unter einem Vordach direkt am Eingang. Dort steht ein Hinweisschild für „Motorräder und Kleinkrafträder“. Und wir erinnern uns: Die Ape ist als Kraftrad zugelassen!
Als ich – mal wiede viel später als vorgesehen – von der Arbeit zurück zum Motorradparkplatz kommen, traue ich meinen Augen nicht: Die Motorräder und Roller sind fast alle verschwunden – aber neben meinem Dreirad steht gleich noch ein anderes! Ein Kollege hat eine DUO aus der DDR mit zur Arbeit gebracht und einvernehmlich stehen die beiden Dreiräder dort nebeneinander.
Die Abend-Tour war dann noch besser – es ist schöner nach Hause zu fahren also zur Arbeit! Aber die Bedingungen sind perfekt: Es sind fast 30 °C, der warme Wind umweht den Fahrer und die Sonne steht tief über den Feldern. Der Staub der Mähdrescher auf dem trockenen Land sorgt im Gegenlicht für gelblich leuchtende Wolken. Die Ape knattert und die kleinen Räder zweigen mit Schlaglöcher, die ich bisher noch nicht kannte.
Nur einmal beginnt die Ape komische Geräusche zu machen: Es macht mir Sorgen. Immer, wenn ich nicht zuordnen kann, woher ein Geräusch stammt, macht es mir Angst: Es könnte ein Problem sein oder werden. Nicht, dass unsere Ape nicht viele komische und unnötige Geäusche machen würde. So gut wie alles macht hier ein Geräusch: Die Unterlegscheibe an der Motorklappe, das Armaturenbrett, die Türen, der Kupplungshebel, der Gasgriff, die Gurtschlüsser. Aber die Geäusche kenne ich, weiß woher sie stammen und auch, dass sie nicht gefährlich sind.
Es ist eine Art „Klacken“ und ich kann nicht recht sagen, woher es kommt – au´ßer: „von hinten“, noch, wann genau es auftritt. Man kann es provozieren, indem man Lastwechsel erzeugt. Aber es erscheint auch manchmal bei gleichmäßiger fahrt. Fährt man kurven, gibt Gas oder nimmt Gas weg, dann ist es meistens verschwunden. Dann kommt es irgendwann aber wieder. Ich bin verwirrt. Das macht alles keinen rechten Sinn.
Irgendwann fahre ich zwischen Feldern rechts heran und werde der Sache auf den Grund gehen. Lange brauche ich nicht zu suchen: Das Verdeck hat sich abgerollt und hängt ein Stück hinten die Motorhaube hinunter. Der Reißverschluss klopft im Wind oder beim bremsen an das Blech der Motorklappe!
Schnell das Verdeck wieder eingerollt und unter das Gestänge geklemmt. Und schon rolle wieder vollkommen entspannt von der Arbeit nach Hause.
Am Ende dieses Tages steht für mich fest: Nein, das kann man nur schwer jeden Tag so machen mit der Ape. Aber es toll und entspannend, wenn man die Zeit hat. Am richtigen Tag werde ich das ganz sicher noch mal machen!