Ein bißchen Ape, ohne Ape!

Heute war ich nicht mit der Ape unterwegs und habe auch keine Ape gesehen. Was soll denn daran besonders sein? Und warum schreibe ich dann hier davon? Weil es irgendwie doch hierhin gehört.

Und das war so:

Heute war ich mit dem Motorrad zur Arbeit und wieder zurück. Recht frisch war es noch (etwa 3 °C), aber herrlich sonnig. Mit der offenen Calessino wäre es nicht wärmer gewesen, aber langsamer. Der Renault Clio steht mit einem Antriebswellenschaden auf dem Hof – und daher war das Motorrad heute das Mittel der Wahl.

Auf dem Rückweg bin ich am Ufer des Möhnesees entlang gefahren und musste ziemlich dringend tanken: 15,58 l flossen in den 16-l-Tank der BMW, während ein „Fahrzeug“ auf die Tankstelle zusteuerte. Näher als „Fahrzeug“ konnte ich es wirklich nicht eingrenzen:

Es war so schmal, dass es nicht breiter als die schmale „Verkehrsinsel“ war, auf der die Zapfsäulen stehen, an deren Vorderseite es parkte – die Autos konnten daran vorbei, obwohl es mittig „vor Kopf“ stand!

Obwohl es so schmal war, hatte es trotzdem zwei Vordersitze.

Es war weiß und eckig. Gezeichnet wie ein Volvo aus den Achtzigern: mit dem Geodreieck! Radien werden überbewertet, wenn sie nicht funktional notwendig sind (sprich: Reifen und Lenkrad).

Dazu war es sehr kurz: Nur die Vordersitze, dahinter ein kleiner Kofferraum. Wie ein Smart, nur kantig!

Api kenne ich, die chinesischen Elektro-Liefer-Dreiräder kenne ich, Goliath Goli und Tempo-Dreiräder aus den Fünfzigern und auch eine Krause Duo .

Und dann dazu: Nur ein Vorderrad! Es war also ein Dreirad, wie die Ape: Ein Rad vorn und zwei Räder hinten.

Aber das hier war ein kleines, altes Auto auf drei Rädern! Kein Ellenator , der zwei Räder vorn hat und genau genommen auch hinten derer zwei – nur eng zusammen. Der Ellenator ist ein Fiat 500 der neueren Zeit und auch nur aus heutiger Sicht ein Kleinwagen. Gegen einen originalen 500er Fiat ist er ein Riese. Hier reden wir aber von einer Größe wie ein alter Fiat 500, aber im Alter vermutlich dazwischen – Kantig wie die 70er oder 80er.

Einen Aufbau wie ein PKW und dann nur ein Rad vorn. Da kenne ich den britischen Reliant Robin – wie die meisten wohl als Gegenspieler des Mini von Mister Bean. Aber dieses rollende Wägelchen ist noch kleiner als der Robin.

Es hatte meine Neugier geweckt. Was zum Teufel ist das? Leider fuhr es rückwärts, bevor ich ein Foto davon machen konnte. Beim Fahren machte es dann auch eigenartige Geräusche. Es klang nach Zweitakt und ich bildete mir ein, es roch auch danach.

Es war wie eine UFO-Sichtung: Ich habe es mit eigenen Augen im Dunkeln gesehen. Ich habe keine Ahnung, was es war. Und wenn ich das erzähle, glauben die Leute, ich würde rosa Elefanten sehen, und bekomme den wohlwollenden Vorschlag, ich könnte bei der nächsten Tour zur Arbeit gleich in Eickelborn anhalten und mal anfragen, ob sie noch einen Bekloppten mehr gebrauchen können.

Eine Sache war dann doch anders als beim UFO: Während die sich meistens mit einer hellen Leuchterscheinung und außerirdisch-irrer Geschwindigkeit entfernten, war das bei diesen Fahrzeugen nicht der Fall.

Ganz in Ruhe konnte ich zu Ende tanken und kaum war ich an der Staumauer vorbei, hatte ich das Ding auch schon wieder eingeholt. Nein, schnell war das nicht. Selbst mit meinem einzylindrigen Mädchen-Motorrad hatte ich es schnell ein. Selbst mit der Calessino hätte ich es locker einholen können. Jetzt konnte ich es auch riechen. Zweitaktöl lag in der Luft! Dabei leuchtete es nach vorn oder hinten nur schwach aus eckigen Leuchten, die offenbar in den 80ern schon irgendeinem anderen Fahrzeug geklaut worden waren.

Durch die aufrechte Heckscheibe sah ich ein Mobiltelefon leuchten. In großen Lettern stand nach Erreichen seiner Endgeschwindigkeit auf dem Display geschrieben: 33 km/h. Es ging leicht bergab. Das passte zum kleinen Mofa-Nummernschild unten rechts in der Ecke.

Eine Weile fuhr ich hinter dem Mysterium her, mit einer Gefolgschaft von inzwischen vielleicht 10 PKW moderner Bauart, jeder vielleicht doppelt so breit, achtmal so schwer, aber vielleicht sogar hundertmal so stark. Es war eine durchgezogene Linie auf der Straße, und so nutzte ich meine Zeit, nach irgendeinem Hinweis zu suchen, was ich denn da nun vor mir hatte. Es gab keinen: kein Emblem, keine Typbezeichnung. Nichts.

Um zu verhindern, dass einer meiner Verfolger mich in Eickelborn als bekloppt anmeldete, überholte ich dann doch. Bei durchgezogener Linie. Das klappt in diesem Fall problemlos, ohne dass man die Linie überfährt! Im Vorbeifahren gab es einen Daumen nach oben an den Fahrer und einen Blick zurück – auch vorn gab es kein Emblem.

Spät am Abend, als die Gedanken des Tages schon zu verblassen drohten, ließ mir das Dreirad keine Ruhe. Hatte ich eine Halluzination? Was zum Teufel hatte ich dort gesehen?

Ich falle in einen Kaninchenbau voller dreirädriger Gefährte im Internet. Und jetzt weiß ich: Die Firma Casalini hat das Modell „Sulky 50“ seit 1971 in vielen verschiedenen Varianten hergestellt. Die Variante von ca. 1994 sieht genau so aus, wie das Exemplar, dem ich heute begegnet bin. Und ich weiß auch, dass es einen guten Grund hat, warum der SP50 klingt wie eine Ape 50: Er nutzt schlicht den selben Motor von Piaggio.

Und so geht es schließlich doch wieder um ein Stück Ape!

7000 km

Die karierte Fahne für den nächsten Tausender ist gefallen und vielleicht auch langsam für die gesamte Saison. Die endet traditionell zunächst erst einmal dann, wenn die Straßen gesalzen wurden. Das mag kein Auto und eine italienisch-indische Diva ganz bestimmt nicht.

Inzwischen bin ich geneigt zu behaupten, dass mal wieder nichts an der Ape passiert sei. Aber das stimmt so nicht. In der Tat ist einiges passiert, denn:

  • Es ist mir gelungen, den durchschnittlichen Benzinverbrauch der Ape auf unter 4 l/100 km zu drücken!
  • Die Ape hatte ihre erste Panne! Also einen technischen Defekt mit der Folge, dass nicht oder nur sehr eingeschränkt weitergefahren werden konnte. Wie eigentlich alles an der Ape war der Fehler recht simpel und ich habe ihn mit der Zange an meinem Taschenwerkzeug und einem Schraubenschlüssel unter einer Straßenlaterne beheben können.
  • Die Hauptuntersuchung der Ape ist inzwischen abgelaufen und ich muss mich dringend um einen Termin bei den Göttern im blauen Baumarktstrampler bemühen, damit ich einen neuen, bunten Aufkleber aufs Blechle bekomme. Sonst beschränkt nicht das Streusalz, sondern die Bedrohungslage eines Strafpunkts die Saison.
  • Die Ape hatte einen Totalausfall, was die Elektrik anging. Da kann sie nichts für und trotzdem konnte ich durch provisorische Maßnahmen pünktlich mein Kind abholen.
  • Ich habe der Ape an ein paar Stellen vor dem Winter einen verbesserten Rostschutz gegönnt und ein paar Lackstellen ausgebessert.

Schwarzgucker

Was für ein schöner Tag im späten Herbst! Man könnte meinen, es wird noch mal richtig Sommer! Vor einer Woche sind wir aus dem Urlaub wiedergekommen, da hätten wir dieses Wetter gern gehabt. Es war eher kühl und bedeckt.

Wenn ich schon meinen Sohn zum Spielen in den nächsten Ort bringen muss, dann wäre an einem solchen Tag die Ape die erste Wahl. Blöd, dass der Wohnwagen noch vor der Calessino-Garage steht . Also doch die geschlossene Vierraddose.

Am Abend möchte der Spross wieder abgeholt werden. Es ist noch angenehm warm und vor allem ist der Wohnwagen in sein Winterlager verschwunden. Erwartungsvoll schiebe ich das Garagentor auf, springe auf den Fahrersitz, stecke den Schlüssel ein – und schaue blöd. Glücklicherweise sieht es niemand, denn es ist ja dunkel in der Garage. Alles ist dunkel: Die Hintergrundbeleuchtung des Tachos, die Scheinwerfer, die Kontrolllampen. Ich drehe den Schlüssel noch mal zurück und dann wieder in die Zündstellung, obwohl ja klar ist, dass das nicht helfen wird: Nichts. Alles dunkel.

Zur Illustration: So sieht das Cockpit der Ape in der dunklen Garage aus, wenn die Batterie keinen Strom mehr hat. Auf der anderen Seite der Kamera ebenfalls nicht zu sehen: Ein blöder Gesichtsausdruck des Ape-Fahrers.

Während mein Gehirn gerade mit der einen Gehirnhälfte versucht herauszufinden, wohin all der Strom der immerhin 40 Ah großen Batterie verschwunden sein könnte, kann die für Emotion zuständige Seite sich nicht entscheiden zwischen der Angst, zu spät zu kommen, oder der Scham über Misserfolg, wenn ich statt mit der versprochenen Ape doch mit dem Familienkombi vorfahre.

Die erste Idee: Sollte dieses blöde Bremspedal wieder geklemmt haben und die Batterie ist am Leuchten der Bremslichter ausgeblutet, während ich gemütlich im Urlaub verweilte? Ja, das Bremslicht funktioniert bei der Ape auch ohne eingeschaltete Zündung!

Das Rätsel um den Grund der technischen Niederlage löst sich schnell von selbst, als meine Fingerkuppen das linke Tastenfeld im Armaturenbrett betasten: Es liegen in der Regel gleichmäßig dort alle Schalter in Ihrer Ruhestellung. Heute nicht, mein selbst bemalter Schalter für die Musik ist an. In einem heldenhaften, aber auf die Dauer von zwei Wochen nicht zu gewinnenden Kampf hat also die großzügig dimensionierte Batterie der Ape den Bluetooth-Verstärker am Leben erhalten, bis sie ihr letztes Milliampère ausgehaucht hatte.

Der Verstärker funktioniert bis hinunter zu 6 V, die Batterie ist offensichtlich vollkommen startunfähig, leer, wie sie nur sein kann. Die Frage ist, ob sie das auch für immer bleibt und an dieser Aktion gleich komplett gestorben ist. Starterbatterien mögen es überhaupt nicht, wenn sie tiefentladen werden – billige indische vermutlich am allerwenigsten.

Bleiben noch zwei Fragen: Die Erste nach der Schuld. Habe ich selbst vergessen, den Verstärker auszuschalten? Ist er vielleicht aus Versehen beim Einbringen des Rostschutzwachs in den Fensterrahmen betätigt worden? Oder haben vielleicht zwei kleine Patschehändchen des Kleinen beim Spielen in der Ape den Schalter betätigt?

Die zweite Frage ist nun: Bekomme ich die Ape schnell in Gang oder muss ich wirklich im Schandwagen losziehen, um den Sohn noch vor dem Abendessen abzuholen?

Zum Glück stand vor der Garage noch die 12-V-Batterie des Wohnwagens in ihrem Behälter, die sonst den Rangierantrieb des Anhängers antreibt. Die war vollgeladen. Also die hintere Motorklappe geöffnet und mit dem Starthilfekabel die Ape zurück ins Leben geholt. Die Frage ist nur: Werden 15 min Fahrt reichen, um die Batterie ausreichend zu laden, damit das Bienchen für die Rückfahrt auch wieder anspringt?

Im Prinzip müsste es möglich sein, die Ape allein anzuschieben. Ich habe es bisher nie probiert. Und so ist einfach die Kiste mit der Startbatterie zusammen mit dem Kabel mitgefahren. Gebraucht habe ich sie nicht, denn in der Tat ist die Ape nach der Viertelstunde selbsttätig wieder angesprungen. Müde zwar, aber sie ging an! Tapferes, kleines Arbeitsbienchen.

Dafür ergibt die 90-Ah-Zusatzbatterie im Beifahrerfußraum einen wirklich guten Schwerpunkt in Kurven.

Zurück zu Hause in der Garage habe ich die Batterie an das Ladegerät gehängt. Mal sehen, ob sie einen dauerhaften Schaden davongetragen hat.

Arbeitsbienchen

Mehr als ein halbes Jahr ist nun rum – und ich war dieses Jahr noch gar nicht mit der Ape zur Arbeit. Dabei kann sie da mal schön lang weglaufen und nicht immer nur Start-Stop und klein-klein! Mein Weg zur Arbeit sind 65 km – in jede Richtung.

Das Orakel von Meteosat versprach Sonne und Wärme und die Abwesenheit von Wasser. Perfekte Bedingungen, um mit offenem Verdeck den tristen Alltag in einen Genussrahmen zu setzen!

Als ich bei der Firma ankomme, stehen dort schon die Motorräder der Kollegen. Ich muss weit am Unterstand entlangfahren, um einen Platz für das Bienchen zu finden. Und was sehe ich dort? Wieder wartet dort ein altes Dreirad darauf, meiner Ape Gesellschaft zu leisten! Dieses Mal jedoch ist es nicht wie beim letzten Mal ein Krause Duo, sondern ein eisbonbonblau glänzender Messerschmitt-Kabinenroller KR200 aus den 1950er Jahren!

Was für ein schönes Gefährt – gleich viel Hubraum wie die moderne Ape, auch ein Cabriolet – dabei aber ein wenig schneller! ich schleiche noch einen Moment herum und bewundere das Gefährt. Es ist vermutlich das einzige Fahrzeug, bei dem man in der Betriebsanleitung nachlesen kann oder muss, wie man denn überhaupt einsteigt. Leider drängt dann das erste Meeting des Tages.

Wie man hier einsteigt, dafür gibt es eine Anleitung!

Als ich nach der Arbeit zurückkomme, ist der Kabinenroller verschwunden. Auf dem Rückweg komme ich am Maislabyrinth vorbei, das wir noch am Wochenende besucht hatten. Ich möchte mit der Drohne darüber hinwegfliegen und ein paar tolle Ansichten von der Ape in der Abendsonne machen. Die Drohne will das aber nicht – sie weigert sich, weit genug weg oder hoch genug zu fliegen. Irgendein Update fehlt ihr und sie möchte unbedingt nach Hause telefonieren. Später versuche ich ein paar Aufnahmen während der Fahrt mit 360-Grad-Kamera, aber auch die werden nichts. Die Stitching-Parameter passen nicht zu den Linsenkappen und überhaupt gibt kurz danach die Speicherkarte auf. Schade ist das, denn es ist ein wunderschöner Abend auf den Landstraßen.

Auf dem Weg in den Sonnenuntergang und nach Hause. Es ist ein wunderschöner Abend zwischen Feldern und Wiesen.

Es bleibt die „Freude am Fahren“ an sich und die Erkenntnis, dass manchmal die simple Technik die beste Technik ist.

Egal ob Ape oder Kabinenroller. Wobei ich den Roller gern mal ausprobiert hätte.

6000 km

Es ist so weit: Der nächste volle Tausender für die Calessino liegt an. Auf dem Rückweg vom Baumarkt dreht sich die Walzenrolle langsam auf die 6 mit den vier Nullen.

Wieder eine Landmarke erreicht. Und dabei sehr unspektakulär. Was ist eigentlich in den letzten tausend Kilometern so passiert? Seit dem Ölwechsel eigentlich nichts mehr. Und das meine ich positiv: Sie ist immer angesprungen, es ist nichts kaputtgegangen und ich habe keinen Rost entdeckt, den ich nicht schon kannte.

Man könnte sagen, die Ape wird in gewisser Weise langweilig. Aber das ist auch eine tolle Sache, wenn man sie im Alltag benutzen will und sonst noch fünf Fahrzeuge in seiner Obhut hat, die alle nicht jünger als 12 Jahre sind.

Der Plan ist, dieses Jahr noch mindestens die 7000 km zu erreichen. Das nächste Öl gibt es bei 10.000 km und sonst steht dieses Jahr nur wieder die Hauptuntersuchung an. Da freue ich mich schon drauf, das wird wieder lustig!

Stau auf dem Land

Ich mag meinen Postboten, aber aus irgendeinem Grund hat er mir mein Paket heute nicht gebracht. Stattdessen bekomme ich die Benachrichtigung, dass es in der Packstation liegt.

Kein Problem, ich habe einen Zeitschlitz von genau 15 Minuten zwischen zwei Online-Besprechungen und nur einen guten Kilometer bis zur Packstation. Das sollte kein Problem darstellen. Eigentlich.

Kaum aus der Garage, treffen mich die ersten Regentropfen von oben, wo kein Verdeck ist. Ich ignoriere das Problem, denn es würde zu lange dauern, das Verdeck zu schließen.

Mit dem Paket auf der Rücksitzbank geht es zurück. Ich liege gut in der Zeit, die Straße vor mir ist blockiert. Es ist kein Durchkommen mehr. Mein Gegenverkehr hält sich an keine Regeln, hält direkt auf mich zu, zwingt mich zum Anhalten. Einige ziehen links vorbei, einige rechts. Einige bleiben genau vor meinem Vorderrad stehen und schauen mich blöd an. Einige streifen sogar meine Ape. Es gibt zwar Aufpasser, aber es sind zu wenige für zu viele Verkehrsregelverweigerer.

Seit heute weiß ich nun, dass eine Ape Calessino in den Federn wackelt, wenn ein ausgewachsenes Mutterschaf sich an ihr schubbert. Und auch, warum der Kotflügel über dem Vorderrad so heißt, wie er nun mal heißt.

Zur nächsten Besprechung bin ich 5 Minuten zu spät gekommen …

Nasser Hintern

Eigentlich ist es warm und bis zum späten Abend ist kein Regen angesagt. Noch eben zum Baumarkt, um Rollladenteile zu kaufen. Jetzt wird es schon früh dunkel und es ist schon deutlich kühler. Die Calessino-Saison neigt sich langsam dem Ende zu.

Die Calessino hat vorne Lichter. Ich rede mit Bestimmtheit nicht von „Scheinwerfern“, denn das wäre technisch ob der 35-W-Bilux-Lampen falsch. Wenn schon, dann muss es „Schummerwerfer“ heißen! Aber immerhin hat sie zwei davon, es muss wohl irgendwann mal Vorschrift geworden sein. Keine Ahnung, wie die Leute früher mit einer Lampe auf dem vorderen Kotflügel der Faro-Bassos überhaupt nachts nach Hause gefunden haben.

Kaum im Baumarkt angekommen, vernehme ich ein Geräusch. Eine Art von klopfendem Rauschen. Es regnet.

Bei der Calessino mache ich nicht das Verdeck auf, wenn es sonniges Wetter gibt, sondern es bleibt auf, bis es ernsthaft regnet! Das kommt mir gelegen, denn heute will ich neue Wellen für die Rollläden kaufen, und so kann ich diese einfach hochkant in den Passierfußraum stellen und mit Spanngurten am „Überrollbügel“ festbinden.

Die Calessino hat eigentlich nichts, was nicht auch nass werden dürfte. Gummimatte auf dem Boden, Sitzbezüge aus Kunstleder. Kritisch sind nur die Stellen, wo der Lack nicht richtig hingekommen ist.

Die Rückfahrt verläuft blöd: Die Rollladenwellen klappern, ich sitze mit einem nassen Hintern auf der nassen Sitzbank, der Scheibenwischer zieht Schlieren über die Scheibe und er hat auch keine Intervallschaltung. Dazu ziehen mit die Wassertropfen über die Kapuze meiner Outdoor-Jacke. Mit der Kapuze sieht man nicht viel nach links und rechts, mit den Lampen und dem Scheibenwischer aber auch nichts nach vorn. Das merke ich schnell, als mein Hintern auf einer Linksabbiegerspur ein Schlagloch findet, das meine Augen nicht gefunden haben. Vom Gefühl her war es so groß, dass ein halbes Hinterrad der Ape hineingepasst hat. Bei nasser Straße geht es den Lampen nur noch darum, gesehen zu werden.

Nach der Fahrt und dem Regen zu Hause habe ich dann doch noch das Verdeck geschlossen. Es soll ja schließlich keine Stockflecken kriegen!

Die kleine, weiße Ape am Baumarkt

Heute war ich im Baumarkt. Mal nicht mit der Ape, sondern mit meinem französischen Kleinfahrzeug. Draußen sind die Straßen feucht und es wurde bereits Salz gestreut. Nein, da fahre ich die Calessino nicht, wenn es nicht notwendig ist.

Als ich wieder herauskam, sah ich eine Ape. Eine kleine, weiße 50er. Es wird gerade irgendetwas eingeladen. Ich gehe einmal halb herum, schaue: noch die alten Pressglas-Scheinwerfer, aber zwei Stück. Also eine ZAPC vor dem Facelift auf Euro 4 und damit vor dem Baujahr 2018.

„Na, jetzt noch mit der Ape unterwegs, es ist ja schon gestreut“, fange ich ein Gespräch an.

„Keine Sorge, da habe ich ordentlich vorgesorgt“, bekomme ich eine spontane Antwort und erfahre auch, womit und wie vorgesorgt wurde. Und dann entspinnt sich ein Gespräch über neuralgische Stellen der 50er, den Einsatz der Ape zum Transport, Vorbeugung von Rost.

Es stellt sich heraus, dass mein Gegenüber noch eine zweite 50er im Haushalt hat, eine ZAPC E4. Und kaum gesagt, fällt mir auf, dass ich beide Api schon mal in einem Hauseingang gesehen habe und mich gefragt habe: Wenn einer zwei solcher Gefährte hat, dann ist es bestimmt ein Fan.

Ja, ich erfahre neue Dinge über meine Ape: Nämlich, dass die ZAPC E4 andere Bremstrommeln hat als die ältere ZAPC. Nämlich die gleichen, die auch unser Calessino 200 trägt. Und ob ich auch Probleme mit ungleichmäßigem Bremsen hätte? Ja, habe ich! Und jetzt weiß ich auch, warum: Es gibt wohl eine Serie von Bremstrommeln, die nicht wirklich rund sind. Man müsste die Trommeln neu ausdrehen lassen.

Nun, ob ich das machen möchte, weiß ich noch nicht. So schlimm finde ich es nicht. Aber immerhin ist es gut zu wissen, was genau da nicht stimmt. So macht es mich nicht mehr nervös. Wissen ist Macht!

Ob ich die Ape-Schrauber bei YouTube kenne? Klar.

Ob ich auch in einem Ape-Forum bin? Klar.

Ich bekomme noch eine Empfehlung für die Hauptuntersuchung von Fahrzeugen (wovon die 50er-Ape ja nicht betroffen ist).

Was ist das Resümee für mich aus dieser Begegnung? Nun, es sind mehrere:

  1. Die Gruppe der Ape-Fahrer ist klein. So klein, dass man sich schnell kennt und fast alle sich auf den gleichen Internet-Medien tummeln.
  2. Die Gruppe der Ape-Fahrer scheint eine Gemeinschaft netter und hilfsbereiter Menschen zu sein.
  3. Alle Ape-Fahrer haben irgendwie Angst vor Rost und Streusalz!

Und wer sich jetzt noch fragt, wie das mit den ganzen Modellen der Ape ist – für den haben die oben erwähnten Ape-Schrauber eine ganz anschauliche, aber unübersichtliche Aufstellung vorbereitet.. Am unübersichtlichen Teil ist allerdings Piaggio selbst schuld! Doch seht selbst:

Töff!

Es ist so weit, nach 2 Jahren schon muss die Ape jetzt zu ihrer ersten Haupt- und Abgasuntersuchung. Ja, ich wollte es damals nicht wahrhaben und habe bei der Zulassungsstelle angerufen, aber es stimmt: Da die Ape der Zulassung nach ein „Kraftfahrzeug“ ist, hat sie ihren ersten TÜV zwei Jahre nach Erstzulassung – und nicht wie ein Auto erst nach 3 Jahren.

Ich war ja gespannt, was mich erwartet. Schließlich kann man mit der Ape nicht auf die Grube fahren und auf der Hebebühne findet man auch nicht recht einen Punkt, um sie anzuheben!

Extra hatte ich vorher noch die Scheinwerfer eingestellt. Sonst fiel mir auch nichts ein, was der TÜV bemängeln könnte.

Es war ein schöner Tag: sonnig mit einem blauen Himmel. Da macht es doppelt Spaß, das Heimbüro zu verlassen, um mit der Ape zum TÜV zu fahren. Also eher ersteres – der TÜV müsste es nicht unbedingt sein.

Ein wunderschöner Tag um offen zu fahren. Wir warten auf den Prüfer vor dem romantischen Hintergrund der örtlichen Müllverbrennungsanlage…

Wie läuft denn nun so eine Hauptuntersuchung für ein Dreirad ab? Das ist eine gute Frage, denn genau diese schien sich der zugeteilte Prüfingenieur ebenfalls zu stellen: „Fahren Sie doch mal hinten vor das Tor drei.“ Er hatte Zeit gewonnen.

Angefangen haben wir dann mit der Beleuchtung: Standlicht, Blinker, Fahrlicht, Fernlicht, Rücklicht, Rückfahrscheinwerfer, Bremslicht. Fertig. Mehr gibt es nicht. Oder? Doch: Warnblinkanlage. Hat der Prüfer nicht dran gedacht, ist aber inzwischen Vorschrift. Oder genauer: Es ergibt sich aus der Ausnahme von der Ausnahme einer Vorschrift. Klingt bescheuert? Ist es auch:

„Fahrzeuge (ausgenommen Kraftfahrzeuge nach § 30a Absatz 3 mit Ausnahme von dreirädrigen Kraftfahrzeugen), die mit Fahrtrichtungsanzeigern ausgerüstet sein müssen, müssen zusätzlich eine Warnblinkanlage haben. […]“

Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vom 26. April 2012, § 53a, Abschnitt (4)

Erwartungsgemäß funktionieren alle Leuchteinrichtungen. Die größere Hürde ergibt sich nun: „Wissen Sie, wo hier die Fahrgestellnummer angebracht ist?“ Nein, leider habe ich auch keine Ahnung, es ist meine erste Hauptuntersuchung mit diesem Fahrzeug. Wir suchen gemeinsam ein paar Minuten in und um die Ape. Ja, sogar auf dem Boden kriechen wir herum und suchen unter der Ape am zentralen Längsträger. Nichts. Der Prüfmensch verschwindet und schaut in seinem schlauen Computer nach. Letztlich werden wir fündig in der Nähe des rechten Türrahmens.

Nun stehen wir wieder und warten: Wo ist nur die Rahmennummer? Die Hebebühne im Hintergrund ist zwecklos, das Anheben damit klappt bei der Ape nicht! Die Grube links genauso wenig.

Nun will der Prüfer eine Runde fahren, die Ape steht aber vorwärts in der Garage. „Okay, Schaltung ist wohl so wie bei einem Vespa-Roller.“ „Hat die denn sowas wie einen Rückwärtsgang?“ Ich wundere mich. Eigentlich eine blöde Frage für einen Prüfer, der gerade festgestellt hat, dass die Rückfahrscheinwerfer funktionieren …

Er ist wohl doch etwas aufgeregt, mein Prüfer. Er meint, das wäre seine erste Ape in mehr als 25 Dienstjahren. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Ape 50 wohl am meisten verkauft wurde. Die hat aber nur ein Versicherungskennzeichen und ist daher von der Hauptuntersuchung nicht betroffen.

Der Prüfer jedenfalls dreht eine Runde um das Gebäude. Als er wiederkommt, fällt mir ein: „Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass die keinen Bremskraftverstärker hat.“ „Wenn man die Bremse testen will, dann muss man schon sehr fest zutreten.“ Das wäre okay, die Bremse wäre in Ordnung, sagt der Herr vom TÜV. Wie er das festgestellt haben will, frage ich mich still und leise – um nicht den Groll der Götter im blauen Baumarkt-Strampler auf mich zu ziehen. Quietschende Reifen habe ich jedenfalls nicht gehört – und ich weiß mit Sicherheit, dass genau das mit dieser Ape geht, wenn man nur richtig auf das Pedal latscht …

Das war es denn dann auch schon mit der Sicherheitsüberprüfung. Ich wundere mich. Denn wenn ich recht überlege, wurde neben der nur sehr oberflächlichen Bremsprobe Folgendes nicht geprüft:

  • Hupe
  • Scheibenwischer und -waschvorrichtung
  • Radlagerspiel
  • Spiel in der Gabel
  • Spiel der Hinterachslenker
  • Unterbodenkorrosion
  • Antriebsmanschetten
  • Dichtigkeit des Stoßdämpfers
  • Gummielemente der Federung
  • Handbremswirkung
  • Scheinwerfereinstellung (und dabei hatte ich mir solch eine Mühe gegeben)

Nun ging es noch an die Abgasuntersuchung. Eine Ape Calessino gibt es im Analyse-Computer natürlich nicht. Man wählte hier einfach einen Vespa-Roller mit 200 cm³.

„Wenn sie die Diagnose-Buchse für OBD-2 suchen …“

„Hat die doch nicht …“

Doch sicher, die hat ja auch einen Kat mit Lambdasonde.“

Nein, echt?“ „Ist mir egal, ich mache das jetzt hier wie bei einem Roller.“

Halten wir also am Ende fest: Wer eine Ape hat, braucht vor dem TÜV keine Angst zu haben!

Auf geht es zu neuen Abenteuern für die nächsten zwei Jahre! Also zumindest, wenn sonst nichts ausfällt…

Nicht nur findet man das Gerät hier so niedlich wie die meisten übliche Passanten auch – man hat auch schlichtweg keine Ahnung von so einem Fahrzeug! Der Prüfer heute hatte sichtbar keine Idee, wie er dieses Fahrzeug prüfen sollte. Ich hätte Motor und Achse eines Quad mit dreifacher Leistung einbauen können, ohne Türen und Katalysator hier vorfahren können – und es hätte niemanden gestört.

Letztlich war es eine sonnige Ausfahrt und mit einem positiven Ausgang: Der neue Aufkleber sagt, dass wir jetzt wieder zwei gemeinsame Jahre und hoffentlich viele Abenteuer vor uns haben, die Ape und ich.