Das Lange muss ins Kleine

Heute war der erste richtig sommerliche Tag: 20 °C im März! Dazu die Chance, recht früh aus der Arbeit zu entfliehen und damit prädestiniert, noch eine Runde mit der Ape zu drehen. Nein, aber nicht einfach so: Ich brauchte noch ein paar Dinge von IKEA und vom Baumarkt.

Mit der Calessino zu IKEA, da schauen die Leute schon ein wenig blöd. Aber bei IKEA brauchte ich nur ein paar Kisten, um meine Garage zu sortieren. Also schnell rein und wieder raus.

Hier wird ein grundsätzliches Problem des Calessino offensichtlich, das sich mir immer stellt, wenn ich an mehreren Stellen etwas einkaufen möchte: Wohin mit den bereits eingekauften Sachen? Da hat der Besitzer einer Kasten-APE echt einen Vorteil. Selbst bei der Pritschen-APE kann ich Dinge immer noch im Fahrerhäuschen wegschließen. Aber in der Calessino sind meine Einkäufe jedem Zugriff frei ausgesetzt!

Am Baumarkt angekommen, war die Frage: Wohin mit den Holzkisten von IKEA? Bisher habe ich bei Einkäufen mich immer weitgehend darauf verlassen, dass sie schon niemand klauen wird. Aber wer braucht schon vier Holzkisten von den Leuten, die auf einem Baumarktparkplatz an der unbeaufsichtigten Ape vorbeilaufen? Genau – im Prinzip jeder einzelne von denen …

Ich habe meine IKEA-Pakete also mit dem farbfleckigen Malerfilz abgedeckt, den ich zum Schutz der Ape mitgenommen hatte. Sieht von außen aus wie ein riesiger Haufen dreckiger Malerfilz. Prima! Hat gut funktioniert, als ich wiederkam , war alles noch da.

Aber auf lange Sicht werde ich eine Lösung finden müssen, wie man vorübergehend Dinge in der Ape wegschließen kann, die zu groß für das Handschuhfach sind. Im Prinzip fallen mir da nur zwei Lösungen ein:

  1. Eine verschließbare Alu-Kiste, die in den hinteren Fußraum passt, so dass noch die Mitfahrer ihre Füße daneben abstellen können. Oder aber sie kommt oben auf die Motorabdeckung. Dazu müsste sie aber unten gummiert werden, dass sie den Lack nicht zerkratzt. So oder so muss sie – vorübergehend und reversibel – fest mit der Ape verbunden werden können. Das könnte mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gehen. Am besten ummantelt mit einem Schlauch, damit es nicht klappert oder etwas zerkratzt. Diese Kisten gibt es recht günstig hier im Baumarkt. Warum habe ich nicht gleich eine mitgebracht? Richtig, das wäre ein wenig zu geradeaus gedacht …
  2. Die andere Möglichkeit ist der Einbau eines Kofferraums, wo der Bereich über dem Motor und die obere Zugangsklappe als ein Gepäckraum umgebaut werden. Die Leute von Casa Moto haben sich sowas ausgedacht und bieten es als Umbausatz an. Das ist eine viel elegantere Lösung – aber mit etwas Arbeit verbunden. Ich überlege noch, ob ich diesen Schritt nicht noch mal in Zukunft gehen möchte!

Für die Reparatur der Holzterrasse brauchte ich Douglasien-Bretter. Eigentlich wollte ich erst zwei Stück zu 360 cm kaufen. Man kann ja einfach hinten bei der Ape durchladen! Praktisch, diese Calessino. Irgendwie kommen mir aber dann doch Zweifel und ich entscheide mich für drei Stück Holz mit 240 cm Länge. Die stehen jetzt kaum über und ich brauche nicht einmal ein Fähnchen daran zu machen.

Trotzdem frage ich mich, ob die längeren Bretter auch gegangen wären. Lustig hätte es auf jeden Fall ausgesehen!

Auch wenn man intuitiv denken würde: In Indien nur was für Anfänger, aber in Deutschland ausgeschlossen! Nein, das geht auch hier bei uns:

„Nach hinten darf die Ladung bis zu 1,50 m hinausragen, jedoch bei Beförderung über eine Wegstrecke bis zu einer Entfernung von 100 km bis zu 3 m; […]

Ragt das äußerste Ende der Ladung mehr als 1 m über die Rückstrahler des Fahrzeugs nach hinten hinaus, so ist es kenntlich zu machen durch mindestens

1.eine hellrote, nicht unter 30 x 30 cm große, durch eine Querstange auseinandergehaltene Fahne,

2.ein gleich großes, hellrotes, quer zur Fahrtrichtung pendelnd aufgehängtes Schild oder

3.einen senkrecht angebrachten zylindrischen Körper gleicher Farbe und Höhe mit einem Durchmesser von mindestens 35 cm.

Diese Sicherungsmittel dürfen nicht höher als 1,50 m über der Fahrbahn angebracht werden.

Wenn nötig (§ 17 Absatz 1), ist mindestens eine Leuchte mit rotem Licht an gleicher Stelle anzubringen, außerdem ein roter Rückstrahler nicht höher als 90 cm.

 StVO, § 22 Ladung, Absatz (4), Stand 2013


Mein Problem wäre also am ehesten gewesen, dass die Sonne langsam untergeht und ich zur Fahne am besten noch eine rote Lampe hätte mitbringen müssen. Aber dann wäre es in Ordnung gewesen!

Der Weg vom Baumarkt nach Hause führt direkt an der Polizeistation vorbei. Egal ob man an der Kreuzung geradeaus auf die Autobahn fährt oder links abbiegt durch die Stadt: Da kann man sich darauf verlassen, dass man mit einer solchen Anordnung erst mal genau in Augenschein genommen wird.

Natürlich habe ich nicht den Weg über die Autobahn mit der Ape gewählt! Aber kurios oder nicht – auch das wäre rechtlich in Deutschland vollkommen in Ordnung, denn die Ape Calessino 200 hat eine eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 61 km/h (und mit mehr als 60 darf man Kraftfahrstraßen nutzen)!

Spaßbremse

Kaum ist das Salz von den Straßen, dass Straßen.NRW noch mal großzügig am Ende der Eiszeit verteilt hat, kommt die Ape wieder in Bewegung. Aber diesmal über den langweiligen Winter hat sie sich etwas Neues ausgedacht!

Ich schaute nicht schlecht, als ich die Ape in die Garage gefahren hatte, das Tor zumachen wollte und mich zwei rote Lampen anleuchteten. Das ist Motivation! Hast Du vergessen, das Licht auszumachen? Nur eine Sekunde, denn nein – einen Lichtschalter hat sie ja gar nicht! Es geht mit der Zündung an oder aus und den Schlüssel hielt ich noch in der Hand! Auch waren die Scheinwerfer aus – es muss sich also um das Bremslicht gehandelt haben.

Das Bremslicht funktioniert bei der Ape in der Tat auch ohne Zündung. Und es kann leuchten, wenn man nicht auf das Bremspedal drückt. Offensichtlich.

Ich habe auf die Schnelle mal eben am Bremspedal gewackelt und der Spuk hatte ein Ende.

Aber nicht lange. Das Verhalten zeigte sich mehrfach und so habe ich beim ersten schönen Sonnenschein das Problem mal in Angriff genommen.

Der Bremslichtschalter sitzt direkt am Bremspedal und ist aus Sicherheitsgründen so konstruiert, dass er sich im gedrückten Zustand befindet, wenn das Bremspedal in Ruhestellung ist. Drückt man das Bremspedal, so entspannt sich der Schalter und schließt den Stromkreis zu den Bremsleuchten. So ist sichergestellt, dass die Bremslichter angehen, wenn der Schalter mal abfallen sollte. „Bremslicht an“ ist der sichere Zustand.

Der Schalter funktioniert tadellos. Es scheint in der Tat so zu sein, dass sich in der Lagerung des Bremspedals, wo die axiale Feder das Bremspedal vorspannt, eine Reibung aufgebaut hat, die das Bremspedal bei kalten Temperaturen daran hindert, den Weg ganz bis an den Anschlag der Ruheposition zurückzulaufen.

Die einfachste Idee scheint hier zur Lösung geführt zu haben: Es gibt Reibung? Also ein bisschen Silikonöl auf die Torsionsfeder, die Lagerungen und die Stelle, an der der Nocken den Bremslichtschalter betätigt. Problem vorerst behoben!

Mnmlsms

Was ist denn das für eine Überschrift? Ist die Katze über die Tastatur gelaufen oder fehlt da was?

Nein, bei uns gibt es keine Katze. Da fehlt was: die Vokale. Es sollte „Minimalismus“ heißen. Wenn man es weiß, kann man sie weglassen und versteht es trotzdem. Vokale sind dann redundant und können weg. Genau, darum soll es gehen: Was überflüssig ist, braucht man nicht.

Und schon sind wir bei der Ape, denn sie ist ein minimalistisches Fahrzeug – wenn nicht sogar das minimalistischste aller Fahrzeuge, die man in den letzten Jahren kaufen konnte. Abgesehen vom Mofa vielleicht. Aber das kippt um, wenn man es loslässt.

Am Anfang steht die Motivation. Die Frage nach dem „Warum?“ stellt sich immer schon vor dem „Wie?“ oder „Was?“. Für die Ape könnte dies in einem Satz so lauten:

Möglichst vielen Menschen soll es ermöglicht werden, einen Mensch und Gepäck ohne Anstrengung wo anders hin zu bringen, ohne dass etwas nass wird.

Der Anforderungskatalog dazu passt dann auf den Deckel eines Pizzakartons (Bierdeckel benutzt man in Italien ja nicht):

  1. Der Fahrer braucht eine Scheibe und etwas über dem Kopf, damit er bei Regen nicht nass wird.
  2. Das Ding braucht einen Motor, damit niemand schieben und keine Tiere ziehen müssen.
  3. Das Ding muss von selbst stehen können. Denn wenn es immer umfällt, kann man es nicht gut beladen. (Eine durchaus gute Frage, ich habe noch nie herausgefunden, wie die Inder mit ihren Zweirädern das genau anstellen.)
  4. Die Mindestanzahl der Räder ergibt sich von allein zu drei Stück: Denn erst mit dem dritten Aufstandspunkt ergibt sich im dreidimensionalen Raum für die Position des zu entwerfenden Dings ein vollständig bestimmtes Gleichungssystem.
  5. Außer dem Fahrer muss man noch was mitnehmen können. Entweder eine Menge Zeug oder mindestens zwei Leute. In Indien gegebenenfalls auch mehr.
  6. Das Ding darf nicht teuer zu kaufen sein, sonst kaufen es arme italienische Bauern nämlich nicht. Und es darf auch nicht teuer im Betrieb sein, denn sonst benutzt es keiner. Und dann kauft es auch keiner bzw. nur die Doofen.
  7. Das einzelne Rad kommt nach vorn, die zwei Räder nach hinten – denn hinten kommt die ganze Beladung hin.
  8. Ein Motor nimmt dem Fahrer die Arbeit ab, das Ding zu schieben. Das ist der entscheidende Mehrwert – denn Schubkarren und Sänften gab es schon.
  9. Es werden die hinteren Räder angetrieben, denn das vordere Rad anzutreiben ist kompliziert. Und kompliziert ist teuer – und überhaupt macht es keinen Spaß, das zu konstruieren.
  10. Das Ding braucht eine Bremse zum kontrollierten Anhalten.
  11. Der Motor wird mit Benzin betrieben, denn das gibt es überall und man kann es gut transportieren.
  12. Der Motor bekommt nur einen Zylinder, denn jeder weitere macht im Prinzip nichts anderes als der erste auch.
Wenn man so ein Fahrzeug beladen will, dann braucht man externe Hilfe, sonst kippt es um. Um das zu vermeiden, braucht man mindestens drei Räder. Gesehen in der Nähe von Pimpri bei Pune (Maharashtra, Indien, 2011).

Schaut man sich die resultierende Architektur an, so verblüfft die Übereinstimmung mit dem ersten Automobil überhaupt, dem Patent-Motorwagen Nummer 1 von Carl Benz:

Benz Patent-Motorwagen Nummer 1, Quelle: Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Es ist ebenfalls ein Dreirad mit dem gelenkten, einzelnen Rad vorn und einem Antrieb mit einem Einzylinder-Benzin-Motor. Mit keinem Auto kommt man der ursprünglichen Automobilität so nah wie mit einer Ape!

Gut, wesentliche Fortschritte gibt es trotz alledem im Bereich der Fahrbarkeit und des Komforts. Der Motorwagen Nummer 1 war im Prinzip ein rein technischer Demonstrator. Die Idee eines Dachs gegen Regen war von Kutschen schon lange bekannt und Carl Benz auch klar – schon der Motorwagen Nummer 3 hatte neben einer Federung und einem Schaltgetriebe dann auch schon ein verschließbares Stoffverdeck – jetzt sind wir schon sehr nah dran an einer Calessino!

Hinzugekommen sind seitdem noch einige technische „Finessen“ der Ape in Sachen Fahrbarkeit und Komfort:

  • Ein Differentialgetriebe ermöglicht Kurvenfahrt ohne rubbelnde Reifen.
  • Ein Rückwärtsgang
  • Eine Frontscheibe, die mit höheren Geschwindigkeiten schnell offensichtliche Vorteile bietet
  • Scheibenwischer, die sich schnell aus dem Vorhandensein einer Scheibe erschließen. Diese sind in der Tat nicht rechtlich vorgeschrieben, es gibt bis heute auch Autos ohne Frontscheiben oder sogar mit Frontscheiben ohne Scheibenwischer, so wie z. B. den Caterham oder den Smart Crossblade.
  • Lampen – um nachts zu sehen, wo man hinfährt.
  • Kilometerzähler und Tankuhr, damit man den Tank nicht aus Versehen leerfährt. Und ja – genau genommen sind die beiden Anzeigen schon redundant!
  • Lenk- und Zündschloss

In der Tat sind viele Ausrüstungsteile letztlich aus rechtlichen Gründen hinzugekommen, welche die Ape zunehmend komplexer gemacht haben:

  • Türen – in Indien gibt es die Ape City bis heute ohne vordere Türen (und die hinteren werden als Extra zur erhöhten Fahrgastsicherheit vermarktet).
  • Beleuchtung hinten, Blinker, Rückfahrscheinwerfer und erst seit kürzerer Zeit auch eine Warnblinkanlage
  • Tachometer
  • Sicherheitsgurte
Eine „Auto Rickshaw“ ohne Türen. Zwar keine Ape, aber ein älteres Exemplar des lokalen Marktführers in Indien – eine Bajaj RE. Pune, 2011

Viel mehr ist an einer Ape eigentlich nicht dran. Man könnte sagen, dass dies das absolute Minimum darstellt, mit dem man auf deutschen Straßen heute unterwegs sein kann. Lässt man hiervon etwas weg, so wäre das Fahrzeug entweder illegal zu betreiben oder zumindest gäbe es einen wirklich relevanten Einschnitt in die Funktionalität.

Einen Drehzahlmesser? Hat die Ape nicht. Man hört, wie schnell der Motor dreht. Und dazu ist er so ausgelegt, dass er zu hohen Drehzahlen hin überproportional an Drehmoment verliert. Das heißt, seine Leistung sinkt ab einer gewissen Drehzahl wieder. Jeder Mensch mit einem Vortriebsbedürfnis – also eigentlich jeder – schaltet dann von ganz allein.

Eine Uhr im Armaturenbrett? Gibt es nicht. Man darf davon ausgehen, dass der Fahrer über eine Armband- oder andere Uhr verfügt. oder Uhren in der Umgebung verfügbar sind. Wenn nicht, dann kann man nach dem Sonnenstand schauen oder verlässt sich auf sein Zeitgefühl. Für die Pünktlichkeitsanforderungen auf dem italienischen Land sollte das hinreichend genau sein.

Eine Kühlwasser-Temperatur-Anzeige? Nein, in Ermangelung einer Wasserkühlung ist auch das unnötig. Nach Sicherheitstechnik wie im Auto muss man gar nicht erst suchen – und das ist ein ganz eigenes Thema für sich.

Im Prinzip handelt es sich bei der Ape Calessino also um den Lösungsansatz für Individualverkehr mit der kleinstmöglichen Anforderung an technische Komplexität.

Das führt zu einfacher Wartung und Reparatur und in letzter Konsequenz (hoffentlich) zu einer Steigerung der Zuverlässigkeit durch Verringerung der absoluten Zahl an Fehlermöglichkeiten im System. Denn die Komplexität ist nicht Dein Freund!

„Alles, was Du besitzt, besitzt irgendwann Dich.“

Tylor Durden im Film „Fightclub“

Aus unserer heutigen Welt heraus, in ihrer komplex technisierten Form, kann die Ape Calessino fast als philosophisches Statement betrachtet werden.

Piaggio selbst hat und hatte sich der Entwicklung und Produktion von sehr komplexen Geräten verschrieben: Flugzeuge für den Krieg und später auch für zivile Anwendungen (wobei man auch hier durchaus bereit ist, Konzepte mal von Grund auf neu zu denken).

Vermutlich war der Ansatz bei der Erschaffung der Ape ein profaner und pragmatischer Ansatz mit dem Ziel der Kostenreduktion in der Produktion für eine breite Massenproduktion. Das spiegelt sich auch 70 Jahre später in der aktuellen Ape Calessino noch wider.

Traue ich Piaggio zu, dass sie einen philosophischen Ansatz bei der Entwicklung der Ape seinerzeit zugrunde gelegt haben? Nein. Wohl eher nicht. Aber es bleibt eine schöne Vorstellung, dass es so gewesen sein könnte!

Gloria Victoria!

Ehre der Siegerin – denn die kleine, blaue Ape hat heute ihr erstes Rennen gewonnen! Und das war so:

Auf dem Rückweg vom Baumarkt waren die Bedingungen für die Ape gut: Gegen neun Uhr abends war wenig Verkehr (hier geht es im Wesentlichen darum, die einmal erreichte Geschwindigkeit nicht durch Abbieger verlieren zu müssen), die Luft um den Gefrierpunkt kühl (Hoffnung auf bessere Zylinderfüllung und Kühlung), die Strecke bis nach Hause frei von Steigungen und wir sind vergleichsweise leicht – außer mir als gewichtigem Fahrer ohne weitere Passagiere nur mit einer Dose Tür- und Fensterlack beladen.

Aus der Ortschaft heraus roch ich es dann deutlich: Auf meiner 4-Takt-Ape ein Gefühl von „echter“ alter Ape: 4-Takt-Dunst liegt in der Luft. Weit vor mir auf der Allee ist ein schwaches Rücklicht auszumachen.

Die Ape läuft hier in der Ebene nach Tacho rund 70 km/h. Es könnte sein, dass ein wenig Westwind hilft. Langsam pirschen wir uns dem Zweitaktgefährt von hinten an. Es ist ein Zweirad – und es fährt nur geringfügig langsamer als wir. Vermutlich handelt es sich also um ein gut laufendes 50er-Exemplar oder eine sehr schlecht laufende 80er. Genaueres ist im fahlen Schein der Bilux-Funzeln leider nicht zu erkennen.

Ein paar Kilometer folgen wir dem Zweirad mit voll geöffneter Drosselklappe. Ab und zu steigt der Tachometer knapp über 70 km/h, während ich versuche, eine ruhige Linie zwischen den Straßenschäden in diesem Bereich zu halten. Einmal am Gasgriff gezuckt und der Verfolgte entfernt sich wieder: Keine Chance, hier auf der Geraden zu überholen. Zumal ein Windschattenmanöver mit der Ape so wie so ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Der Fahrer vor mir fährt recht unsicher. In den Kurven entdecke ich Unsicherheiten: Die Linie ist wackelig und das Bremslicht flackert auf, ohne dass die Bremse ernsthaft betätigt wird.

Am Ende einer unübersichtlichen Links-Rechts-Kombination ist dann der richtige Moment gekommen: Mein Schrittmacher ist nun deutlicher zu erkennen: Es ist ein Typ von deutlicher Schrittmacherfigur: Ein massiger Körper in aerodynamisch günstiger Tropfenform bemüht das tief eingefederte Fahrwerk einer Maschine mit Motorrad-Silhouette – aber offensichtlich der Leistung eines Rollers.

Offensichtlich hat der die Kurve etwas zu langsam im zu hohen Gang genommen, die Drehzahl des 2-Takters ist eingebrochen. Die Kurve steigt im Verlauf leicht an. Er fällt zurück und wir kommen ganz nah heran. Er gibt auf und der massige Arm des Vorausfahrenden winkt mich vorbei.

Ich überlege einen Moment, ob ich es wagen kann. Aber ich kann ca. 1 km geradeaus sehen – es kommt niemand. In einem Zug ziehen langsam an ihm vorüber. Ob er eine Ahnung hat, was da hinter ihm war? Vermutlich hat er nur zwei Lampen vom Rückspiegel gesehen und es für ein Auto gehalten. Der Überholvorgang geht verblüffend zügig, bis der 2-Takter wieder seinen Lauf findet. Immerhin hat er jetzt ein wenig Windschatten und bleibt an der Calessino hinten dran.

Es nutzt ihm nichts: Im Ort in der 30er-Zone überholt man nicht (sowieso nicht, wenn man als Motorradfahrer nicht lebensmüde ist) und aus dem Ort heraus sind wir nach der Kurvenkombination schon wieder so schnell, dass das Zweirad es nicht schafft, mich bis zum Heimatort noch einmal in Angriff zu nehmen.

Ich bin stolz auf die Ape – sie ist heute außerordentlich gut unterwegs .

Sagt jemand, es wäre nicht erlaubt, auf öffentlichen Straßen Rennen zu fahren? Das ist das Gute an so einer Ape: Man kann genau das tun, ohne ernsthaft gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen zu verstoßen. Und für den Außenstehenden ist vermutlich nicht einmal erkennbar, dass es sich um ein Rennen handelt. Das größte Problem ist lediglich, geeignete Spielkameraden im Straßenverkehr zu finden: Der Erfahrung nach eignen sich am ehesten 50er-Motorroller oder moderne Traktoren. Oder ganz offensichtlich: andere Api!

Vor-Ape-Sätze

Vorsätze für das neue Jahr haben viele Leute viele. Auch ich habe welche für 2022. Hier sind die, welche unsere blaue Calessino 200 und ich gemeinsam haben. Nur weiß die Calessino noch nichts davon:

  • Ein Wochenende will ich mit der Ape, Kind und Zelt wegfahren. Ich bin noch nicht recht sicher, wohin, aber allzu weit darf der Campingplatz nicht wegliegen, damit die Fahrt nicht langweilig wird. So ca. 100 km habe ich mir als Obergrenze gesetzt. Vielleicht geht es ins Sauerland?
  • Die Plastikumrandungen der Scheinwerfer an der Calessino stören mich schon die ganze Zeit. Ich will versuchen, die Chromverkleidungen der klassischen Ape Calessino anzubringen. Irgendwie muss das gehen! Wenn jemand weiß wie, dann schreibt doch bitte einen Kommentar!
  • Letztes Jahr nicht geschafft, steht es für 2022 wieder auf der Liste: 100 Geocaches an einem Tag finden! Das geht nur mit einem wendigen Fahruntersatz – hier kommt die Ape!
  • 2022 haben wir das erste Mal TÜV für die Ape. Es ist ja ein „Kraftrad“, wenn auch mehrspurig. Damit gilt aber trotzdem: Erster TÜV nach zwei Jahren. Ziel ist es, erfolgreich hindurchzukommen.
  • Wenn es im Sommer wieder warm wird, werde ich die Ape mit Kindern beladen und eine Tour zur Eisdiele unternehmen. Wofür sonst ist ein Calessino erfunden worden? Eine Schande über mich, dass ich das nicht schon im letzten Sommer geschafft habe.
  • Ach ja, zuletzt noch ein Wunsch der Kinder: Mit der Ape zum Drive-in und einen Burger bestellen. Mit dem Wohnwagen habe ich noch nie einen Drive-in-Schalter gefunden, der eine gerade Zu- und Abfahrt hat und Fahrzeuge bis 2,70 m zulässt. Denn wer zum Drive-in möchte, braucht ein wendiges Fahrzeug! Mit der Ape sollte das kein Problem sein!

Die unsichtbare Magie der Musik

DDie Ape soll Musik bekommen. Eigentlich geht es mir nicht einmal so sehr um Musik, sondern eher darum, das Handy als Navigation benutzen zu können und die Sprachanweisungen deutlich verstehen zu können. Ich hätte ja nicht geglaubt, dass so wenig Vortriebsleistung so laut knattern kann …

Die Anforderungen an eine Wiedergabelösung waren daher:

  • Laut genug sein, dass man auch bei laufendem Motor unter Last etwas verstehen kann.
  • Es sollte nicht teuer sein. Alles zusammen möglichst unter 100 Euro
  • Es sollen die Lautsprechergitter im Armaturenbrett benutzt werden.
  • Man soll möglichst nichts davon sehen, denn die Ape Calessino 200 ist ein offenes Fahrzeug. Zwar hat sie einen Einbaurahmen in DIN-Größe für ein Radio. Aber ist da ein Radio, ist da auch schnell kein Radio mehr, wenn man die Ape in der Stadt abstellt – denn man kann im Vorbeigehen direkt zugreifen.
  • Es muss eine Bluetooth-Verbindung bestehen, um das Mobiltelefon anzubinden.

Letztlich habe ich mich dafür entschlossen, einfach eine Leiterplatte mit fertig aufgebauter Class-D-Verstärkerstufe und Bluetooth-Empfänger zu kaufen. Die chinesischen Kollegen verkaufen sowas fertig aufgebaut und günstig! Mein Modul kam von Amazon und hat keine 20 Euro gekostet!

Und so habe ich das Ganze gebaut:

Schritt 1: Einkaufen

Folgende Dinge habe ich über Amazon eingekauft:

Und noch ein paar Dinge bei Reichelt bestellt:

Original von Piaggio ist:

Dazu kam noch etwas Kleinkram, den ich irgendwo zu Hause herumfliegen hatte: Alte KFZ-Kabel aus dem alten Ausschlacht-Clio, Schrumpfschlauch, Klebeband, Brennspiritus und weißer Sprühlack.

Schritt 2: Armaturenbrett ausbauen

Dieser Teil dauert länger zu schreiben, als er durchzuführen war. Ist ja bei der Ape sehr übersichtlich, die Verkleidung.

Schritt 2.1: Die Bordspannungs-Steckdose (auch fälschlicherweise „Zigarettenanzünder“ genannt) nach vorn heraushebeln und hinten dran den Stecker entriegeln und abziehen

Schritt 2.2: Das gleiche machen wir mit allen anderen Schaltern. In dieser Ape sind das der für die Warnblinkanlage und für den Scheibenwischer. Die kann man einfach nach vorn raus hebeln. Im Prinzip. Bei unserer Ape sitzen sie so locker, dass bei einem Überschlag sie von allein herausfallen würden.

Schritt 2.3: Eine Schraube des Armaturenbretts liegt im Handschuhfach! Fieser Trick. Gibt es in Italien echt Leute, die Armaturenbretter für Apen klauen? Blöde Frage – ist der Papst katholisch? Die restlichen Schrauben sind einfach und direkt von vorn zu betrachten, wenn man mal eben den schwarzen Dekorations-Vorhang abnimmt.

Schritt 2.4: Jetzt kann man an den Enden schon mal das Armaturenbrett nach vor ziehen und dahinter schauen. Und man sieht schon mal die Halterungen für Lautsprecher! Genau da will ich dran. Das Armaturenbrett hebt man dann nach oben an und zieht es ein Stück zu sich ran.

Schritt 2.5: Wenn man die Oberseite vorsichtig ein Stück nach unten dreht, kommt man gerade so mit der Hand hinter das Kombi-Instrument (das Ding mit dem „Tacho“). Da muss man hinten eine Rändelschraube von der Tachowelle lösen und die Welle dann abziehen. Dann noch den Stecker vom Kombi-Instrument ausrasten und man kann das ganze Ding raus heben!

Schritt 2.6: So sieht es ohne Armaturenbrett aus. Im Prinzip könnte man so auch fahren, wenn kein Regen kommt und man die Geschwindigkeit in 30-km/h-Zonen im Gefühl hat.

Schritt 3: Lautsprecher einbauen

Der nächste Schritt ist eigentlich ganz einfach und vor allem kann man ihn gemütlich im warmen Kämmerlein machen. Das Armaturenbrett habe ich dazu unter den Arm geklemmt und ins Wohnzimmer geschleppt. Ne, schwer ist es ja gar nicht.

Schritt 3.1: Von hinten sieht man, dass jedes Lautsprechergitter genau vier Befestigungspunkte besitzt. Diese sind perfekt für Lautsprecher der 10-cm-Klasse geeignet! Ich habe einen Breitbänder von Visaton mit Hochton-Kegel gewählt.

Der Trick ist jetzt, in der heimischen Sammlung die passenden Schrauben zu finden: Zu lang, dann kommt die Spitze vorn raus oder der Lautsprecher wackelt. Zu kurz, da wackelt sich der Lautsprecher irgendwann ab. Zu dick, dann reißen die Befestigungen auf. Zu dünn, dann fällt der Lautsprecher auch irgendwann ab.

Doch jetzt schrauben wir nicht einfach den Lautsprecher fest, denn dann hätte er einen perfekten, akustischen Kurzschluss. Ergebnis wäre: Gar kein Tiefton-Anteil. Die Luft hat bei tiefen Tönen einfach genug Zeit, um den Lautsprecher herum auf die andere Seite zu strömen.

Um das ein wenig zu verbessern, habe ich mir zwei Schutzdome aus Schaum bestellt. Die Idee dahinter: Ich möchte ein fast luftdichtes, kleines Volumen schaffen, gegen dass der Lautsprecher arbeiten kann. Eine Basswiedergabe ist bei dem kleinen Volumen nicht zu erwarten und die Grenzfrequenz liegt ziemlich hoch – aber besser als der „Kurzschluss“ ist es allemal.

Schritt 3.2: Weil man den Schaumkorb vorn nicht dicht bekommt, habe ich Zwischenringe für 10-cm-Lautsprechcer aus Kunststoff besorgt. Die gibt es auch in Holz – aber Plastik schimmelt nicht!

Schritt 3.3: Die Kabel werden an den Lautsprecher-Kontakten angelötet. Dick müssen die Kabel nicht sein bei der angebotenen Leistung – 0,5 mm² sind vollkommen ausreichend! Litzenkabel ist zu verwenden. Im Idealfall für Automobiltechnik freigegebene Leitung – dir brennt nicht so schnell. Ich habe alte Leitungen aus dem Motor-Kabelbaum des Ausschlacht-Clios genommen. Beim Anschluss auf die Polung achten. Was wo angeschlossen wird ist egal – es muss nur auf beiden Seiten gleich sein. Sonst sind die beiden Seiten hinterher nicht „in Phase“.

Schritt 3.4: Der Schaumrand wird zwischen Lautsprecher-Flansch und Plastikring eingeklemmt und hält so einigermaßen dicht. Der Rest außen drum herum einfach mit der Schere oder einem scharfen Messer abschneiden.

Schritt 3.5: Die Gesamte Baugruppe wird von hinten in das Armaturenbrett aufgesetzt und mit den angespritzten Sacklöchern ausgerichtet.

Schritt 3.6: Die Schrauben durch den Plastikring und den Schaum hindurch stecken und mit Gefühl festziehen. Sonst drehen sich in den Sacklöchern die Gewinde schnell heraus und nichts hält mehr! Nein, nicht so stark – noch weniger! Wer kein Gefühl in der Hand hat nimmt einen kleinen Drehmoment-Schlüssel: 5 nm sind genug!

Das ganze machen wir jetzt auf der anderen Seite genau so – ist ja klar!

Schritt 4: Leiterplatte ins Gehäuse einbauen

Jetzt geht es an die Verstärkerkiste, wo die Leiterplatte rein soll.

Schritt 4.1: Als erstes bohre ich ein Loch, wo später die Kabeldurchführung hin soll. Ich benutze ein Verschraubung, die gleichzeitig die Zugentlastung sicher stellt und das ganze etwas abdichtet.

Schritt 4.2 Die Leiterplatte passt so noch nicht ganz in der Breite. Die Rippen auf der Innenseite des Gehäuses müssen ab. Mit der „großen“ Trennscheibe vom Dremel bekomme ich die ganz gut ab.

Schritt 4.3:Was jetzt noch nicht passt sind die Ecken.

Schritt 4.4: Glücklicherweise sind in den Ecken keine Leiterbahnen, so dass man die Ecken mit der Puk-Säge, der Feile oder der Trennscheibe ausschneiden kann.

Schritt 4.5: Dann passt die Leiterplatte rein. Na ja, zumindest fast: Der Kopfhörer-Anschluss steht noch über. Den brauchen wir sowieso nicht, der wird schnell ausgelötet. Wo wir den Lötkolben gerade zur Hand haben, werden die Kabelenden durch die Kabel-Durchführung gesteckt und auf der Leiterplatte festgelötet. Man kann nicht viel verkehrt machen, es sind nur sechs Kontakte: Spannung und Masse zur Versorgung und dann je zwei Adernpaare für jeden Lautsprecher. Wieder auf die Polung achten! Schön übersichtlich.

Schritt 4.6: Jetzt habe ich das ganze eben am Netzteil getestet, bevor es vergossen wird. Warum vergießen? Ich habe mich aus drei Gründen dafür entschieden:

  1. Zum einen befestigt die Vergussmasse die Leiterplatte gegen klappern und dämpft Vibrationen, die vielleicht für die recht schweren Ferritspulen kritisch sein könnten.
  2. Zum anderen Schützt es die Schaltung gegen eventuell auftretende Betauung.
  3. Sie schützt die Lötungen gegen Kurzschlüsse

Aber jetzt bitte nicht alles voll kippen: Ich habe sorgsam darauf geachtet, dass das Verstärker-IC, die Ferrit-Spulen und die Bluetooth-Antenne nicht mit vergossen werden. Bei den ersten beiden ist das einfach – die Bluetooth-Antenne habe ich mit mit einem Pappstreifen abgedeckt. Bitte kein Tesafilm nehmen! Beim abziehen bilden sich hohe Spannungen die das IC leicht beschädigen könnten (Elektrostatische Entladung – jeder kennt es beim Ausziehen eines Fleece-Pulli). So wird das IC und die Spulen hoffentlich noch etwas Wärme los und die weiße Quackelmasse würde nur unnötig die Bluetooth-Antenne verstimmen.

So dann noch die Kiste zuschrauben, und dann ist die soweit fertig.

Schritt 5: Schalter markieren

Irgendwie müssen wir den Ton ja an- und ausbekommen. Dafür habe ich mich für einen Scheibenwischerschalter entschieden. Einen passenden Ein/Aus-Schalter konnte ich nicht finden, der Scheibenwischerschalter hat jetzt zusätzlich hinter der „An“-Stellung noch eine Tastfunktion, welche normalerweise für die Scheibenwaschpumpe gedacht ist. Aber egal – ich nutze sie einfach nicht.

Das Scheibenwischer-Symbol muss erst mal runter. Dazu habe ich einen Lappen mit Aceton getränkt und das originale Symbol abgerubbelt. Sofort danach habe ich mit Brennspiritus die Aceton-Reste abgespült und die Oberfläche entfettet.

Jetzt kommt der fummelige Teil: Aus Tesafilm maskiere ich ein einfaches Lautsprechersymbol auf der Oberfläche. Alles muss gerade sein und mittig. Als Anschauungsobjekt habe ich mir das Originalteil daneben gelegt. So sieht man gut, wo genau die Bedruckung sitzen muss.

Den Schalter habe ich auch seitlich abgeklebt, damit kein Sprühnebel an die Kontakte kommen kann.

Dann gibt es eine kurze Dusche mit Kunststoff-Haftvermittler. Nach kurzer Trockenzeit (bei mir etwa 10 min) dann eine Schicht weißen Lack.

Nach dem Trocknen kommt die Folie ab und ein Lautsprechersymbol bleibt übrig!

Bild 5: Der Schalter ist mit Tesafilm maskiert, schon grundiert und lackiert. Jetzt muss er trocknen.

Schritt 6: Verkabelung

Schritt 6.1: Die Verstärkerbox braucht nicht viel Strom. Schauen wir uns das mal genauer an: Auf der Leiterplatte sieht man, dass ein TPA318 von Texas Instruments als Class-D-IC verbaut ist. Schaut man ins Datenblatt, findet man in Abbildung 13 den Zusammenhang zwischen Eingangsspannung und Ausgangsleistung für 8-Ohm-Lautsprecher. Nehmen wir für laufenden Motor mit voller Batterie ca. 14,4, V an, so liest man dort ziemlich genau 15 W ab. Das ist bei 10 % Verzerrung und damit schon ziemlich der schlimmste anzunehmende Fall. Ab da klingt es schon auffällig grausam. Das gilt pro Kanal, also dann 30 W. Abbildung 15 sagt uns, dass wir bei 15 W/Kanal und 12 V schon bei ca. 93% Effizienz liegen – Tendenz fallend mit steigender Spannung. Wir schätzen also ca. 90 % Wirkungsgrad. Eine Strommessung am geregelten Netzteil ohne Eingangssignal ergab an meinem Exemplar um die 200 mA Ruhestrom. Unser maximal zu erwartender Strom liegt also grob überschlagen bei:


I_max = ((30 W / 0,9) / 14,4 V )+ 0,2 A = 2,51 A.

Ich habe in die Zuleitung daher eine Sicherung von 2 A eingesetzt, denn die 30 W Leistung werde ich wohl nie benötigen. Eine Sicherung mit 5 A geht wohl auch, wenn die Kabel nicht zu dünn sind.

Die Bordspannungssteckdose ist mit 10 A abgesichert, da bleibt noch genug Raum für ein Ladegerät für das Handy.

Schritt 6.2: Der Kabelbaum, den ich in die Ape einbringe, endet an einer Seite in einem DIN-Stecker. Ich habe alle 6 Leitungen auf einen Stecker gelegt, aber wer es mag und vernarrt in Dokumente ist, der kann auch zwei Stecker nehmen und sie so belegen, wie die ISO 10487 das vorgesehen hat. Das hat dann den Vorteil, dass man ganz leicht auch mal auf ein „normales“ Autoradio umrüsten kann. Dabei bleiben dann allerdings ein paar Leitungen unbelegt: Pin 5-8 des Lautsprechersteckers, weil wir keine hinteren Lautsprecher haben. Pin 1 des Radiosteckers bleibt frei, weil die Ape kein Geschwindigkeitssignal zur Lautstärkeanpassung hat. Pin2 für die automatisch ausfahrende Antenne haben die meisten wohl auch nicht (obwohl denkbar).

Bei meiner Ape habe ich mich für einen Schalter an Klemme 30 entschieden, daher geschaltetes Dauerplus. So kann man auch bei abgeschalteter Zündung gemütlich Musik hören. Man darf dann nur nicht vergessen, den Schalter auch wieder abzuschalten. Sonst zieht einem der Ruhestrom der Leiterplatte die Batterie leer. Die Leiterplatte funktioniert herunter bis 8 V. Damit springt die Ape wohl nicht mehr an. Also: Obacht!

Schritt 6.3: Den Original-Stecker vom umgestalteten Scheibenwischer-Schalter habe ich abgekniffen und einen anderen 3-poligen Stecker daran montiert. Der Grund ist simpel: Für den originalen Stecker fehlte mir das Gegenstück. Und fest anlöten macht hier keinen Sinn, denn vielleicht wollen wir ja später auch noch mal das Armaturenbrett abnehmen. Und dann muss man am besten genau hier den Kabelbaum auftrennen können!

Schritt 6.4: Lange habe ich überlegt, wo ich die Verstärkerbox am besten anbringe. Zunächst hatte ich überlegt, sie von unten an das Armaturenbrett zu kleben. Aber ob das dauerhaft hält? Dann hätte ich den Stecker an die Stromversorgung machen müssen. Es ist schwer, eine geeignete Stelle unter dem Armaturenbrett zu finden.

Ich habe mich entschieden, die Verstärkerkiste mit dem Flansch einfach von oben auf das Metallträgerblech des Armaturenbretts zu schrauben. Ein passendes Loch habe ich dort schon gefunden. Die Restlichen drei Löcher habe ich gebohrt. Das kostet etwas Überwindung. Aber an dieser Stelle ist es unkritisch. Trotzdem: Die Löcher ordentlich entgraten und dann lackieren, damit es hier nicht rostet. Farbe: Egal. Sieht man später nicht. Hauptsache, es rostet nicht!

Schritt 6.5: Eigentlich wollte ich mir die Spannung im Sicherungskasten abholen. Es war aber kein Platz mehr darin frei für eine weitere Sicherung. Also habe ich mir die Spannungsversorgung mit einem „Stromdieb“ an der Zuleitung der Bordspannungssteckdose „geklaut“.

Schritt 6.6: Das Massekabel versehe ich mit einer angecrimpten oder angelöteten Ringöse. Damit schraubt man ihn an einem Massepunkt fest. Ich habe einfach die Schraube am Blinker-Relais genommen.

Schritt 7: Armaturenbrett wieder einbauen

Da habe ich jetzt keine Bilder von gemacht. Ist halt wie Schritt 2 in anderer Reihenfolge. Nur bitte die eine Schraube im Handschuhfach nicht vergessen.

Dann ist es vollbracht: Den Schalter mit dem Lautsprecher-Symbol umlegen. Eine Tonfolge erklingt. Sodann kann man mit dem Handy nach dem neuen Bluetooth-Gerät suchen.

Die Lautstärke kann man direkt am Handy einstellen!

Jetzt entspannt zurücklehnen und die passende Musik zur Belohnung aussuchen. Das darf jeder, wie er mag. Mein Empfehlung für die Ape – wie wäre es mit: „Cose de la Vita“ von Eros Ramazzotti im Duett mit Tina Turner. Das Lied, in dessen Video er im atemberaubend schönen Citroën DS eine atemberaubend schöne, italienische Küstenstraße entlang fährt?

2000 km

Heute war es soweit: Die zweite Stelle des Kilometerzählers der Ape drehte zum zweiten Mal! Die Ape hat ihre ersten 2000 km hinter sich.

Bei meinem ältesten Auto mit inzwischen 18 Jahren und über 400.000 km auf der Uhr hätte ich keine Bedenken, an einem beliebigen Morgen den Zündschlüssel umzudrehen und problemlos 1000 km an einem Tag zu fahren. Bei der Ape kommt mir das Erreichen einer runden 1000 vor wie ein kleines Ereignis. Ape fahren verschiebt die Wahrnehmung.

Was ist passiert in den letzten 1000 km? Eigentlich nicht viel – und das ist durchaus positiv gemeint. Nach der ersten Wartung bei 1000 km habe ich den Scheibenwischer ab- und angebaut, damit er nun in Ruhelage gerade steht. Die Ape hat einen Unterbodenschutz bekommen.

Ausgefallen ist nichts, kaputtgegangen ist nichts. Die Ape ist jedes Mal problemlos angesprungen. Manchmal ein wenig gequält, aber das scheint normal und von der Tagesform abhängig zu sein. Wovon es genau abhängt, habe ich noch nicht herausgefunden. Der Motor scheint mir jetzt eingefahren zu sein. Die Ape läuft ein wenig freudiger und dabei ein paar km/h schneller am Berg und in der Endgeschwindigkeit. Der Verbrauch ist ein wenig gesunken. Ob es am Motor oder meiner gewachsenen Erfahrung als Fahrer liegt?

Es waren erfolgreiche und freudige und unerwartet problemlose 1000 km.