Die unsichtbare Magie der Musik

DDie Ape soll Musik bekommen. Eigentlich geht es mir nicht einmal so sehr um Musik, sondern eher darum, das Handy als Navigation benutzen zu können und die Sprachanweisungen deutlich verstehen zu können. Ich hätte ja nicht geglaubt, dass so wenig Vortriebsleistung so laut knattern kann …

Die Anforderungen an eine Wiedergabelösung waren daher:

  • Laut genug sein, dass man auch bei laufendem Motor unter Last etwas verstehen kann.
  • Es sollte nicht teuer sein. Alles zusammen möglichst unter 100 Euro
  • Es sollen die Lautsprechergitter im Armaturenbrett benutzt werden.
  • Man soll möglichst nichts davon sehen, denn die Ape Calessino 200 ist ein offenes Fahrzeug. Zwar hat sie einen Einbaurahmen in DIN-Größe für ein Radio. Aber ist da ein Radio, ist da auch schnell kein Radio mehr, wenn man die Ape in der Stadt abstellt – denn man kann im Vorbeigehen direkt zugreifen.
  • Es muss eine Bluetooth-Verbindung bestehen, um das Mobiltelefon anzubinden.

Letztlich habe ich mich dafür entschlossen, einfach eine Leiterplatte mit fertig aufgebauter Class-D-Verstärkerstufe und Bluetooth-Empfänger zu kaufen. Die chinesischen Kollegen verkaufen sowas fertig aufgebaut und günstig! Mein Modul kam von Amazon und hat keine 20 Euro gekostet!

Und so habe ich das Ganze gebaut:

Schritt 1: Einkaufen

Folgende Dinge habe ich über Amazon eingekauft:

Und noch ein paar Dinge bei Reichelt bestellt:

Original von Piaggio ist:

Dazu kam noch etwas Kleinkram, den ich irgendwo zu Hause herumfliegen hatte: Alte KFZ-Kabel aus dem alten Ausschlacht-Clio, Schrumpfschlauch, Klebeband, Brennspiritus und weißer Sprühlack.

Schritt 2: Armaturenbrett ausbauen

Dieser Teil dauert länger zu schreiben, als er durchzuführen war. Ist ja bei der Ape sehr übersichtlich, die Verkleidung.

Schritt 2.1: Die Bordspannungs-Steckdose (auch fälschlicherweise „Zigarettenanzünder“ genannt) nach vorn heraushebeln und hinten dran den Stecker entriegeln und abziehen

Schritt 2.2: Das gleiche machen wir mit allen anderen Schaltern. In dieser Ape sind das der für die Warnblinkanlage und für den Scheibenwischer. Die kann man einfach nach vorn raus hebeln. Im Prinzip. Bei unserer Ape sitzen sie so locker, dass bei einem Überschlag sie von allein herausfallen würden.

Schritt 2.3: Eine Schraube des Armaturenbretts liegt im Handschuhfach! Fieser Trick. Gibt es in Italien echt Leute, die Armaturenbretter für Apen klauen? Blöde Frage – ist der Papst katholisch? Die restlichen Schrauben sind einfach und direkt von vorn zu betrachten, wenn man mal eben den schwarzen Dekorations-Vorhang abnimmt.

Schritt 2.4: Jetzt kann man an den Enden schon mal das Armaturenbrett nach vor ziehen und dahinter schauen. Und man sieht schon mal die Halterungen für Lautsprecher! Genau da will ich dran. Das Armaturenbrett hebt man dann nach oben an und zieht es ein Stück zu sich ran.

Schritt 2.5: Wenn man die Oberseite vorsichtig ein Stück nach unten dreht, kommt man gerade so mit der Hand hinter das Kombi-Instrument (das Ding mit dem „Tacho“). Da muss man hinten eine Rändelschraube von der Tachowelle lösen und die Welle dann abziehen. Dann noch den Stecker vom Kombi-Instrument ausrasten und man kann das ganze Ding raus heben!

Schritt 2.6: So sieht es ohne Armaturenbrett aus. Im Prinzip könnte man so auch fahren, wenn kein Regen kommt und man die Geschwindigkeit in 30-km/h-Zonen im Gefühl hat.

Schritt 3: Lautsprecher einbauen

Der nächste Schritt ist eigentlich ganz einfach und vor allem kann man ihn gemütlich im warmen Kämmerlein machen. Das Armaturenbrett habe ich dazu unter den Arm geklemmt und ins Wohnzimmer geschleppt. Ne, schwer ist es ja gar nicht.

Schritt 3.1: Von hinten sieht man, dass jedes Lautsprechergitter genau vier Befestigungspunkte besitzt. Diese sind perfekt für Lautsprecher der 10-cm-Klasse geeignet! Ich habe einen Breitbänder von Visaton mit Hochton-Kegel gewählt.

Der Trick ist jetzt, in der heimischen Sammlung die passenden Schrauben zu finden: Zu lang, dann kommt die Spitze vorn raus oder der Lautsprecher wackelt. Zu kurz, da wackelt sich der Lautsprecher irgendwann ab. Zu dick, dann reißen die Befestigungen auf. Zu dünn, dann fällt der Lautsprecher auch irgendwann ab.

Doch jetzt schrauben wir nicht einfach den Lautsprecher fest, denn dann hätte er einen perfekten, akustischen Kurzschluss. Ergebnis wäre: Gar kein Tiefton-Anteil. Die Luft hat bei tiefen Tönen einfach genug Zeit, um den Lautsprecher herum auf die andere Seite zu strömen.

Um das ein wenig zu verbessern, habe ich mir zwei Schutzdome aus Schaum bestellt. Die Idee dahinter: Ich möchte ein fast luftdichtes, kleines Volumen schaffen, gegen dass der Lautsprecher arbeiten kann. Eine Basswiedergabe ist bei dem kleinen Volumen nicht zu erwarten und die Grenzfrequenz liegt ziemlich hoch – aber besser als der „Kurzschluss“ ist es allemal.

Schritt 3.2: Weil man den Schaumkorb vorn nicht dicht bekommt, habe ich Zwischenringe für 10-cm-Lautsprechcer aus Kunststoff besorgt. Die gibt es auch in Holz – aber Plastik schimmelt nicht!

Schritt 3.3: Die Kabel werden an den Lautsprecher-Kontakten angelötet. Dick müssen die Kabel nicht sein bei der angebotenen Leistung – 0,5 mm² sind vollkommen ausreichend! Litzenkabel ist zu verwenden. Im Idealfall für Automobiltechnik freigegebene Leitung – dir brennt nicht so schnell. Ich habe alte Leitungen aus dem Motor-Kabelbaum des Ausschlacht-Clios genommen. Beim Anschluss auf die Polung achten. Was wo angeschlossen wird ist egal – es muss nur auf beiden Seiten gleich sein. Sonst sind die beiden Seiten hinterher nicht „in Phase“.

Schritt 3.4: Der Schaumrand wird zwischen Lautsprecher-Flansch und Plastikring eingeklemmt und hält so einigermaßen dicht. Der Rest außen drum herum einfach mit der Schere oder einem scharfen Messer abschneiden.

Schritt 3.5: Die Gesamte Baugruppe wird von hinten in das Armaturenbrett aufgesetzt und mit den angespritzten Sacklöchern ausgerichtet.

Schritt 3.6: Die Schrauben durch den Plastikring und den Schaum hindurch stecken und mit Gefühl festziehen. Sonst drehen sich in den Sacklöchern die Gewinde schnell heraus und nichts hält mehr! Nein, nicht so stark – noch weniger! Wer kein Gefühl in der Hand hat nimmt einen kleinen Drehmoment-Schlüssel: 5 nm sind genug!

Das ganze machen wir jetzt auf der anderen Seite genau so – ist ja klar!

Schritt 4: Leiterplatte ins Gehäuse einbauen

Jetzt geht es an die Verstärkerkiste, wo die Leiterplatte rein soll.

Schritt 4.1: Als erstes bohre ich ein Loch, wo später die Kabeldurchführung hin soll. Ich benutze ein Verschraubung, die gleichzeitig die Zugentlastung sicher stellt und das ganze etwas abdichtet.

Schritt 4.2 Die Leiterplatte passt so noch nicht ganz in der Breite. Die Rippen auf der Innenseite des Gehäuses müssen ab. Mit der „großen“ Trennscheibe vom Dremel bekomme ich die ganz gut ab.

Schritt 4.3:Was jetzt noch nicht passt sind die Ecken.

Schritt 4.4: Glücklicherweise sind in den Ecken keine Leiterbahnen, so dass man die Ecken mit der Puk-Säge, der Feile oder der Trennscheibe ausschneiden kann.

Schritt 4.5: Dann passt die Leiterplatte rein. Na ja, zumindest fast: Der Kopfhörer-Anschluss steht noch über. Den brauchen wir sowieso nicht, der wird schnell ausgelötet. Wo wir den Lötkolben gerade zur Hand haben, werden die Kabelenden durch die Kabel-Durchführung gesteckt und auf der Leiterplatte festgelötet. Man kann nicht viel verkehrt machen, es sind nur sechs Kontakte: Spannung und Masse zur Versorgung und dann je zwei Adernpaare für jeden Lautsprecher. Wieder auf die Polung achten! Schön übersichtlich.

Schritt 4.6: Jetzt habe ich das ganze eben am Netzteil getestet, bevor es vergossen wird. Warum vergießen? Ich habe mich aus drei Gründen dafür entschieden:

  1. Zum einen befestigt die Vergussmasse die Leiterplatte gegen klappern und dämpft Vibrationen, die vielleicht für die recht schweren Ferritspulen kritisch sein könnten.
  2. Zum anderen Schützt es die Schaltung gegen eventuell auftretende Betauung.
  3. Sie schützt die Lötungen gegen Kurzschlüsse

Aber jetzt bitte nicht alles voll kippen: Ich habe sorgsam darauf geachtet, dass das Verstärker-IC, die Ferrit-Spulen und die Bluetooth-Antenne nicht mit vergossen werden. Bei den ersten beiden ist das einfach – die Bluetooth-Antenne habe ich mit mit einem Pappstreifen abgedeckt. Bitte kein Tesafilm nehmen! Beim abziehen bilden sich hohe Spannungen die das IC leicht beschädigen könnten (Elektrostatische Entladung – jeder kennt es beim Ausziehen eines Fleece-Pulli). So wird das IC und die Spulen hoffentlich noch etwas Wärme los und die weiße Quackelmasse würde nur unnötig die Bluetooth-Antenne verstimmen.

So dann noch die Kiste zuschrauben, und dann ist die soweit fertig.

Schritt 5: Schalter markieren

Irgendwie müssen wir den Ton ja an- und ausbekommen. Dafür habe ich mich für einen Scheibenwischerschalter entschieden. Einen passenden Ein/Aus-Schalter konnte ich nicht finden, der Scheibenwischerschalter hat jetzt zusätzlich hinter der „An“-Stellung noch eine Tastfunktion, welche normalerweise für die Scheibenwaschpumpe gedacht ist. Aber egal – ich nutze sie einfach nicht.

Das Scheibenwischer-Symbol muss erst mal runter. Dazu habe ich einen Lappen mit Aceton getränkt und das originale Symbol abgerubbelt. Sofort danach habe ich mit Brennspiritus die Aceton-Reste abgespült und die Oberfläche entfettet.

Jetzt kommt der fummelige Teil: Aus Tesafilm maskiere ich ein einfaches Lautsprechersymbol auf der Oberfläche. Alles muss gerade sein und mittig. Als Anschauungsobjekt habe ich mir das Originalteil daneben gelegt. So sieht man gut, wo genau die Bedruckung sitzen muss.

Den Schalter habe ich auch seitlich abgeklebt, damit kein Sprühnebel an die Kontakte kommen kann.

Dann gibt es eine kurze Dusche mit Kunststoff-Haftvermittler. Nach kurzer Trockenzeit (bei mir etwa 10 min) dann eine Schicht weißen Lack.

Nach dem Trocknen kommt die Folie ab und ein Lautsprechersymbol bleibt übrig!

Bild 5: Der Schalter ist mit Tesafilm maskiert, schon grundiert und lackiert. Jetzt muss er trocknen.

Schritt 6: Verkabelung

Schritt 6.1: Die Verstärkerbox braucht nicht viel Strom. Schauen wir uns das mal genauer an: Auf der Leiterplatte sieht man, dass ein TPA318 von Texas Instruments als Class-D-IC verbaut ist. Schaut man ins Datenblatt, findet man in Abbildung 13 den Zusammenhang zwischen Eingangsspannung und Ausgangsleistung für 8-Ohm-Lautsprecher. Nehmen wir für laufenden Motor mit voller Batterie ca. 14,4, V an, so liest man dort ziemlich genau 15 W ab. Das ist bei 10 % Verzerrung und damit schon ziemlich der schlimmste anzunehmende Fall. Ab da klingt es schon auffällig grausam. Das gilt pro Kanal, also dann 30 W. Abbildung 15 sagt uns, dass wir bei 15 W/Kanal und 12 V schon bei ca. 93% Effizienz liegen – Tendenz fallend mit steigender Spannung. Wir schätzen also ca. 90 % Wirkungsgrad. Eine Strommessung am geregelten Netzteil ohne Eingangssignal ergab an meinem Exemplar um die 200 mA Ruhestrom. Unser maximal zu erwartender Strom liegt also grob überschlagen bei:


I_max = ((30 W / 0,9) / 14,4 V )+ 0,2 A = 2,51 A.

Ich habe in die Zuleitung daher eine Sicherung von 2 A eingesetzt, denn die 30 W Leistung werde ich wohl nie benötigen. Eine Sicherung mit 5 A geht wohl auch, wenn die Kabel nicht zu dünn sind.

Die Bordspannungssteckdose ist mit 10 A abgesichert, da bleibt noch genug Raum für ein Ladegerät für das Handy.

Schritt 6.2: Der Kabelbaum, den ich in die Ape einbringe, endet an einer Seite in einem DIN-Stecker. Ich habe alle 6 Leitungen auf einen Stecker gelegt, aber wer es mag und vernarrt in Dokumente ist, der kann auch zwei Stecker nehmen und sie so belegen, wie die ISO 10487 das vorgesehen hat. Das hat dann den Vorteil, dass man ganz leicht auch mal auf ein „normales“ Autoradio umrüsten kann. Dabei bleiben dann allerdings ein paar Leitungen unbelegt: Pin 5-8 des Lautsprechersteckers, weil wir keine hinteren Lautsprecher haben. Pin 1 des Radiosteckers bleibt frei, weil die Ape kein Geschwindigkeitssignal zur Lautstärkeanpassung hat. Pin2 für die automatisch ausfahrende Antenne haben die meisten wohl auch nicht (obwohl denkbar).

Bei meiner Ape habe ich mich für einen Schalter an Klemme 30 entschieden, daher geschaltetes Dauerplus. So kann man auch bei abgeschalteter Zündung gemütlich Musik hören. Man darf dann nur nicht vergessen, den Schalter auch wieder abzuschalten. Sonst zieht einem der Ruhestrom der Leiterplatte die Batterie leer. Die Leiterplatte funktioniert herunter bis 8 V. Damit springt die Ape wohl nicht mehr an. Also: Obacht!

Schritt 6.3: Den Original-Stecker vom umgestalteten Scheibenwischer-Schalter habe ich abgekniffen und einen anderen 3-poligen Stecker daran montiert. Der Grund ist simpel: Für den originalen Stecker fehlte mir das Gegenstück. Und fest anlöten macht hier keinen Sinn, denn vielleicht wollen wir ja später auch noch mal das Armaturenbrett abnehmen. Und dann muss man am besten genau hier den Kabelbaum auftrennen können!

Schritt 6.4: Lange habe ich überlegt, wo ich die Verstärkerbox am besten anbringe. Zunächst hatte ich überlegt, sie von unten an das Armaturenbrett zu kleben. Aber ob das dauerhaft hält? Dann hätte ich den Stecker an die Stromversorgung machen müssen. Es ist schwer, eine geeignete Stelle unter dem Armaturenbrett zu finden.

Ich habe mich entschieden, die Verstärkerkiste mit dem Flansch einfach von oben auf das Metallträgerblech des Armaturenbretts zu schrauben. Ein passendes Loch habe ich dort schon gefunden. Die Restlichen drei Löcher habe ich gebohrt. Das kostet etwas Überwindung. Aber an dieser Stelle ist es unkritisch. Trotzdem: Die Löcher ordentlich entgraten und dann lackieren, damit es hier nicht rostet. Farbe: Egal. Sieht man später nicht. Hauptsache, es rostet nicht!

Schritt 6.5: Eigentlich wollte ich mir die Spannung im Sicherungskasten abholen. Es war aber kein Platz mehr darin frei für eine weitere Sicherung. Also habe ich mir die Spannungsversorgung mit einem „Stromdieb“ an der Zuleitung der Bordspannungssteckdose „geklaut“.

Schritt 6.6: Das Massekabel versehe ich mit einer angecrimpten oder angelöteten Ringöse. Damit schraubt man ihn an einem Massepunkt fest. Ich habe einfach die Schraube am Blinker-Relais genommen.

Schritt 7: Armaturenbrett wieder einbauen

Da habe ich jetzt keine Bilder von gemacht. Ist halt wie Schritt 2 in anderer Reihenfolge. Nur bitte die eine Schraube im Handschuhfach nicht vergessen.

Dann ist es vollbracht: Den Schalter mit dem Lautsprecher-Symbol umlegen. Eine Tonfolge erklingt. Sodann kann man mit dem Handy nach dem neuen Bluetooth-Gerät suchen.

Die Lautstärke kann man direkt am Handy einstellen!

Jetzt entspannt zurücklehnen und die passende Musik zur Belohnung aussuchen. Das darf jeder, wie er mag. Mein Empfehlung für die Ape – wie wäre es mit: „Cose de la Vita“ von Eros Ramazzotti im Duett mit Tina Turner. Das Lied, in dessen Video er im atemberaubend schönen Citroën DS eine atemberaubend schöne, italienische Küstenstraße entlang fährt?

2000 km

Heute war es soweit: Die zweite Stelle des Kilometerzählers der Ape drehte zum zweiten Mal! Die Ape hat ihre ersten 2000 km hinter sich.

Bei meinem ältesten Auto mit inzwischen 18 Jahren und über 400.000 km auf der Uhr hätte ich keine Bedenken, an einem beliebigen Morgen den Zündschlüssel umzudrehen und problemlos 1000 km an einem Tag zu fahren. Bei der Ape kommt mir das Erreichen einer runden 1000 vor wie ein kleines Ereignis. Ape fahren verschiebt die Wahrnehmung.

Was ist passiert in den letzten 1000 km? Eigentlich nicht viel – und das ist durchaus positiv gemeint. Nach der ersten Wartung bei 1000 km habe ich den Scheibenwischer ab- und angebaut, damit er nun in Ruhelage gerade steht. Die Ape hat einen Unterbodenschutz bekommen.

Ausgefallen ist nichts, kaputtgegangen ist nichts. Die Ape ist jedes Mal problemlos angesprungen. Manchmal ein wenig gequält, aber das scheint normal und von der Tagesform abhängig zu sein. Wovon es genau abhängt, habe ich noch nicht herausgefunden. Der Motor scheint mir jetzt eingefahren zu sein. Die Ape läuft ein wenig freudiger und dabei ein paar km/h schneller am Berg und in der Endgeschwindigkeit. Der Verbrauch ist ein wenig gesunken. Ob es am Motor oder meiner gewachsenen Erfahrung als Fahrer liegt?

Es waren erfolgreiche und freudige und unerwartet problemlose 1000 km.

Sicherlichkeit

Wenn ich mit Leuten aus der und über die Ape ins Gespräch komme, dann kommt oft auch diese eine Frage irgendwann auf:

„Ist denn das auch sicher?“

Die ehrliche Antwort lautet: Sicher nicht! Allerhöchstens ein ganz wenig sicher. Sagen wir verniedlicht also: „Sicherlich“.

Jetzt muss man als Referenz erst mal herausfinden, was so ein Mensch mit „sicher“ eigentlich meint: Ein Auto. Vermutlich ein modernes Auto. Und die sind ziemlich sicher für die Insassen: Ein Rad an jeder Ecke, schwer, außen hart und innen ganz weich – mit geschäumten Armaturenbrettern und Airbags für Kopf, Schulter, Knie und Baby-Zeh. Dazu eine Armada von Assistenzsystemen, dass die erste englische Elisabeth es mit der Angst zu tun bekommen hätte.

Nein, im Vergleich ist die Ape nicht sicher: Die Struktur der Ape aus gepressten Blechen ist weder längs-, noch quer- und schon gar nicht torsionsstabil. Eine Knautschzone gibt es nicht – knapp vor dem großen Zeh des Fahrers dreht sich schon das Vorderrad. Weiter vorn ist nur noch Luft. Die Türen der Ape sind eigentlich nur Rahmen aus Stahlrohr, in der Mitte ist nur Segeltuch. Das Dach genauso.

Würde sich die Ape übeschlagen – ich wäre nicht einmal sicher, ob der Rahmen der Frontscheibe standhalten würde. Würde ein Fahrzeug von der Seite in die Ape hineinstoßen – erst der Zentralträger in der Mitte des Fahrzeugs würde einen nennenswerten Widerstand bieten. Die Hälfte des Fahrers und ein Passagier wären dann schon verloren. Es gibt keinen stabilen Querträger, der die Karosserie gegen seitliche Einwirkung aussteifen würde. Fällt etwas von oben auf die Ape, was schwerer als eine überladene Brieftaube ist, hat das Stoffdach und die dünnen Rohre des Verdecks dem nichts entgegen zu setzen.

Eigentlich müsste man in oder auf der Ape einen Helm tragen. Zumindest aus der Erkenntnis der Gefahrenanalyse heraus. Damit man genau das nicht aus rechtlichen Gründen muss, dafür hat sich Piaggio die lustigen Stofftüren ausgedacht! Denn…

„in der Bundesrepublik besteht seit 1976 […] eine Helmpflicht im Straßenverkehr für Fahrer und Beifahrer von Krafträdern und offenen drei- oder mehrrädrigen Kraftfahrzeugen ohne Sicherheitsgurte ab einer bauartbedingten Geschwindigkeit von mehr als 20 km/h (§ 21a Abs. 2 StVO).

https://de.wikipedia.org/wiki/Helmpflicht

Die Calessino verfügt über drei Beckengurte – und da es ja ein im ganz weit ausgelegten Sinn auch so etwas Ähnliches wie ein „Dach“ und „Türen“ gibt, ist es auch kein „offenes“ Dreirad mehr. Und schon entfällt die Helmpflicht!

Einen weiten, womöglich funktionalen Sinn scheinen die Türen nicht zu haben – schließlich hatten die indischen Varianten bisher keine. Sie fuhren auch ohne Türen ganz prima und im Alltag auch praktischer. Aber auch in Indien muss sich an der Gesetzgebung etwas verändert haben, denn auch dort hat die „Ape City“ inzwischen zumindest hinten halbhohe, feste Plastiktürchen bekommen. Das es nicht etwa ein unwahrscheinlicher Sicherheits-Fetisch von Piaggio ist, sieht man daran, dass Erz-„Mitbewerber“ Bajaj inzwischen das Gleiche tut.

Nun, mit den Beckengurten sind wir jetzt in der Tat über den ersten Punkt auf der Haben-Seite der Sicherheit gestolpert. Sie sorgen dafür, dass man zumindest nicht aus dem Fahrzeug geschleudert wird, wenn es sich denn mal überschlägt oder zerknüllt. Auf das Hartplastik-Armaturenbrett schlägt man mit dem Kopf im Zweifelsfalle nur wenig härter auf als auf den Lenker aus Stahl. Oder man trifft auf einen der unverkleideten Stahlholme.

Airbags gibt es in der Ape genau so viele wie Brustgurte, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer: Für jeden der drei Passagiere genau keinen.

Wenn ich bei der Ape bei einer Vollbremsung ausweichen möchte und daher nicht will, dass die Räder blockieren – dann lasse ich einfach die Bremse los. Das war früher bei Autos auch nicht anders. Ältere Menschen über 40 Jahren werden das wohl noch kennen.

Mit dem modernen Konzept eines Personenkraftpanzer der SUV-Klasse kann sich die Ape in Sachen Sicherheit nicht messen. Er ist vielleicht noch mehr selbst das Problem, als die Ape selbst: Wenn 2,5 t Stahlbrumme mit Crashstrukturen auf Hüfthöhe auf die Ape stoßen, dann geht der Kampf aus wie der eines 4-jährigen gegen Muhammad Ali. Egal, ob der Knirps eine schnelle Rechte hat.

Ob man es glaubt oder nicht, so findet man doch ein paar Argumente für die Ape im Gegensatz zum Auto. Es sind die Punkte, an die man nicht sofort denkt: In der Ape habe ich rundherum einen erstklassigen Blick auf den Verkehr. In den meisten modernen PKW hat man dagegen einen Rundumblick wie im Tiefbunker.

In der Ape beschlägt mangels geschlossener Kabine nie meine Scheibe. Die Sicht ist immer gut. Und wenn es mal richtig eng wird zwischen parkenden Autos am Straßenrand und dem Gegenverkehr – mit der Ape finde ich meist einen Weg um noch sicher hindurch zu flutschen.

Man braucht eine andere Referenz für die Sicherheit der Ape. Ich wähle am liebsten die eines Motorrollers: Die gefahrenen Geschwindigkeiten sind genauso vergleichbar wie die Benutzerprofile.

Für die Ape sprechen jetzt auf einmal ganz handfeste Vorteile:

  • Sie fällt nicht einfach um, wenn ich nicht aufpasse!
  • Auch wenn sie bei Glatteis rutscht, bleibt bei der Ape zuverlässig die Gummiseite unten und das Segeltuch oben.
  • Ich kann die Bremse bedenkenlos voll betätigen, ohne Angst zu haben, gleich auf dem Asphalt zu liegen.
  • Im Regen habe ich kein Beschlag-Problem wie im Helm und dazu auch noch einen Scheibenwischer, der mit das Sichtfeld frei räumt.
  • Dinge bis zu einer gewissen Härte und eines bestimmten Gewichts hält mir die Frontscheibe von Kopf und Hals fest. Auf einem Motorroller fliegen sie mir ungefiltert an den Helm. Beo offenem Visier gleich ins Gesicht.
  • Ich habe zumindest einen Ansatz einer Blechwanne um mich herum, die Dinge wie niedrig hängende Zweige, Gischt, Steinschlag und Passanten auf Abstand hält.
  • In der Ape habe ich gleich zwei schlappe Frontscheinwerfer statt einer einzigen, zweifelhaften Funzel. Ich habe wirklich selten einen Motorroller mit brauchbarem Frontscheinwerfer gesehen. Es gibt zwei Rücklichter, zwei Bremslichter – und im Härtefall sogar ein Warnblinklicht!

Für einen Motorroller sprechen eigentlich nur seine bessere Agilität im Verkehr und der zusätzliche Schutz des Kopfes durch einen Helm. Vielleicht auch des restlichen Körpers, falls man zu den wenigen Rollerfahrern gehören sollte, die Schutzkleidung zur Fahrt anziehen.

Als Fazit kann man sagen: Die Sicherheit der Ape liegt irgendwo auf dem Niveau eines Motorrollers. Ein vernunftbegabter Durchschnittsbürger kann es jahrelang machen, ohne notwendigerweise dabei umzukommen.

Es gibt sicher gefährlichere Methoden am Straßenverkehr teilzunehmen: Nachts Fahrrad fahren ohne Licht, Badeschlappen und Shorts auf dem Sportmotorrad, ein Quad, betrunken auf der Straße einschlafen oder einfach spazieren gehen im Schalke-Trikot im Dortmunder Norden.

Alles in allem bleibt aber zu sagen: Wenn jemand die Frage stellt, ob die Ape denn auch sicher ist, dann gehört er definitiv nicht zu den Menschen, die eine Ape fahren würden.

Versatzstück

Eine Sache über die Ape ist mir neulich klar geworden: Die Ape ist mit ihrem einzigen Vorderrad deutlich labiler in der Kurvenfahrt als ein Auto!

Klar, das klingt jetzt nach einer Binsenweisheit. Aber ich meine nicht, dass sie eher kippt wegen der kleinen Aufstandsfläche oder des kleinen Abrollumfangs, eher in Schlaglöchern hängen bleibt.

Nein, die Erkenntnis kam mir bergab, nach dem Durchfahren einer Autobahnunterführung. Es geht dort flott mit mehr als 50 km/h durch eine Kurve. In der Kurve ist aber eine Bodenwelle. Und außen entlang der Kurve ist eine Gartenmauer …

Vorsicht vor Bodenwellen in schnellen Kurven mit der Ape!

Fahre ich mit meinem Auto flott um eine Kurve, dann passiert auch bei Bodenwellen meist nicht viel. Federung und Dämpfung sorgen für Haftung. Wird das Fahrwerk unruhig und ein Rad springt, dann hält mich das zweite Rad leidlich in der Bahn. Selbst wenn es mein Auto beim Überfahren der Welle ein wenig nach außen versetzt, so tut es das in kurzer Folge erst vorn und dann hinten. Der Winkel ändert sich kurz – aber nachdem die Hinterräder „über den Berg“ sind, habe ich die gleiche Fahrtrichtung wie vorher – nur etwas weiter außen.

Bei der Ape ist das nicht so. Über die Bodenwelle wird mein Vorderrad erst komprimiert und beim Abrollen wird der Anpressdruck dann gering. Das Vorderrad versetzt plötzlich stark nach außen! Zwar passiert hinten das Gleiche, aber die Kräfte beim Überrollen verteilen sich auf zwei Räder und fallen damit geringer pro Rad aus. Bei der Fahrt über die Bodenwelle versetzt das Heck und die Fuhre versetzt deutlich weniger. Jetzt zeigt die Vorderradnase deutlich mehr nach außen und die Gartenmauer kommt kuschelig nahe.

Mehr Lenkwinkel am Vorderrad soll es richten und der indische „MITOS“-Reifen vorn quietscht leicht und verwindet sich fühlbar. Es klappt und der Fahrzustand endet unspektakulär geradeaus.

Die Erkenntnis steckt jetzt fest im Hirn: Vorsicht vor Bodenwellen in schnellen Kurven mit der Ape. Das war mir vorher so nicht so bewusst.

Verkehrt im Kopf

„Jaguar sponsored my trip, and as a result I was able to be co-driver in a ‘54 Jaguar C-Type, and drive a brand-new F-Type R Coupé at high speeds on the autostradas. Because I’m severely wrong in the head, though, I think I was most excited to drive this Piaggio Ape.“

„Jaguar bezahlte meine Reise und dadurch konnte ich Beifahrer in einem ’54er Jaguar Typ C sein und einen nagelneuen F-Type R Coupé mit hoher Geschwindigkeit über die Autostrada jagen. Weil ich aber hochgradig verkehrt im Kopf bin, war ich am allermeisten davon angetan, diese Piaggio Ape zu fahren.“

Jason Torchinsky, jalopnik.com

Steuerungeheuer

Es ist ein Jahr herum mit unserer dunkelblauen Ape! Man merkt es daran, dass plötzlich Geld vom Konto abgebucht wird: Steuer und Versicherung sind fällig!

Die Frage ist: Was kostet der Betrieb eines Calessino 200? Oder eher anders gefragt: Was kostet der Nichtbetrieb – die Fixkosten? Also die reinen Kosten des Besitzes.

Die Steuern sind festgesetzt mit 42 € – kein Verhandlungsspielraum. Ich finde das verhältnismäßig viel. Es sind immerhin 21 €/100 ccm. Man muss bedenken, dass die Calessino 200 sogar Euro 4 klassifiziert ist!

Im Vergleich dazu kostet unser Renault Clio 3 gerade einmal 62 € im Jahr. Das ist nur etwa die Hälfte mehr. Dafür hat man aber ein „richtiges“ Auto für bis zu fünf Personen. Das Auto belastet die Straßen im Vergleich zur Ape mit vier Rädern und einem etwa dreifachen Gewicht und der doppelten Verkehrsfläche. Es hat fast den sechsfachen Hubraum und die siebeinhalbfache Leistung!

Aber warum ist die Ape relativ gesehen so teuer im Vergleich zu einem Auto? Man könnte meinen, dass es am CO₂-Anteil liegen könnte, der seit der Steuerreform 2009 in die Berechnung der Kfz-Steuer eingeht. Aber technisch gesehen hängt die CO₂-Emission direkt am Treibstoffverbrauch (und der Treibstoffsorte). Renault Clio und Ape Calessino verbrennen den gleichen Super-Kraftstoff. Und während der Clio bei uns im mehrjährigen Mittel 6,15 l/100 km verbraucht, begnügt sich die Calessino mit 4,20 l/100 km. Klarer Vorteil für die Ape, sollte man meinen …

Also ist es vielleicht doch wegen der Emissionsklasse? Das kann eigentlich nicht sein, denn beide Fahrzeuge gehören in die Euro 4. Schließlich soll die Besteuerung von dreirädrigen Kraftfahrzeugen ja schließlich nach Hubraum „und Schadstoffemissionen“ bemessen. Das steht ja so im Kraftfahrzeugsteuergesetz:

Die Steuer bemisst sich

[…]

1b. bei dreirädrigen und leichten vierrädrigen Kraftfahrzeugen mit Hubkolbenmotoren, die unter den Anwendungsbereich der Richtlinie 97/24/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 1997 über bestimmte Bauteile und Merkmale von zweirädrigen oder dreirädrigen Kraftfahrzeugen (ABl. L 226 vom 18.8.1997, S. 1, L 65 vom 5.3.1998, S. 35, L 244 vom 3.9.1998, S. 20, L 67 vom 11.3.2008, S. 22), die zuletzt durch die Richtlinie 2009/108/EG der Kommission vom 17. August 2009 (ABl. L 213 vom 18.8.2009, S. 10) geändert worden ist, in der jeweils geltenden Fassung fallen, nach dem Hubraum und den Schadstoffemissionen

Kraftfahrzeugsteuergesetz / § 8 Bemessungsgrundlage

Und hier ist jetzt der Trick: Es sollte eigentlich so sein, wird aber nicht so gemacht! Da der Staat leider kein Herz für kleine, knatternde Apes hat, unterschlägt er ganz einfach und schnell unseren ungeregelten Katalysator in der Ape, Ihre elektronische Einspritzung und damit Ihre „ uro-4“-Einstufung. Noch mehr: Er unterschlägt sogar noch mehr den geringen Kraftstoffverbrauch und damit die geringe CO-Belastung. Denn egal, welches Dreirad man fährt: Man bezahlt einfach immer den Maximalbetrag von 21 €/100 ccm! Ja, genau: Die qualmende und stinkende Ape MP mit dem Zweitakter ist hier gleichgestellt und bezahlt das Gleiche! Und das nur, weil unsere Staatslenker nach dem Abschnitt 1a Mittagspause hatten und daher vergessen haben, sich zu überlegen, wie sie den festgelegten Einfluss der Schadstoffemissionen denn nun handhaben wollten.

Schade und ein wenig ärgerlich, finde ich. Denn das ist doch das falsche Zeichen in dieser Zeit, kleine, leichte und emissionsarme Fahrzeuge zu benachteiligen. Der schwache Trost bleibt, dass es mit 42 € absolut gesehen ein geringer Schaden bleibt. Dazu das Glücksgefühl, dass man ja noch gut davongekommen sei, wo es andere Menschen doch viel schlimmer trifft. So wie den Fahrer eines Trikes, der nach der Steuerreform nun für ein und dasselbe Trike in der Euro 2 nicht mehr 117 €, sondern mit 337 € gleich fast das Dreifache an Steuern bezahlt!

Der Blick auf die Versicherung stimmt mich fröhlicher: Natürlich bin ich nach einem Jahr unfallfreien Fahrens auf drei Rädern in meiner Schadenfreiheitsklasse von 100 % auf 85 % gesunken. Damit fällt der Beitrag für die Versicherung in diesem Jahr mit 28,88 € unter die 30er-Marke, die ich letztes Jahr noch überschritten habe!

Und wieder tröstet das Leid der Anderen: Bei meiner Versicherung habe ich aus Spaß einmal nach dem Preis für ein Versicherungskennzeichen geschaut. Dort heißt es:

Leichte Quads und Trikes (z. B. Ape) mit einem Hubraum von maximal 50 ccm und einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h – schon ab 34 €* pro Jahr.

https://www.huk.de/fahrzeuge/kfz-versicherung/mopedversicherung.html

Da steht es nun schwarz auf weiß: Unsere Ape Calessino 200 hat zwar die dreifache „Kraft“ der Ape 50 und fährt immerhin schnell genug, dass man rein rechtlich damit auf die Autobahn darf – aber sie ist immer noch billiger zu versichern als die kleine Ape 50!

Alles in allem reden wir hier nicht von viel Geld: Die Fixkosten für unser Calessino liegen derzeit bei < 6 € pro Monat. Das ist uns den Spaß allemal wert!

Langlader

Ein paar kleine Dinge brauche ich aus dem Baumarkt. Aber ich weiß, dass es all diese Dinge nicht im Baumarkt um die Ecke gibt, sondern in dem einen in Dortmund. Das sind rund 25 km zu fahren – in jede Richtung. Aber das Wetter ist trocken, also los mit der Ape?

Es ist komisch, in die Stadt zu fahren – sehr anonym. Die meisten Leute schauen auf ihr Handy und nehmen ihre Umwelt kaum wahr. Ich kann schon froh sein, wenn sie mir nicht vor das Dreirad laufen. Die meisten Leute, die mich in der Calessino wahrnehmen, sagen nichts und schauen schnell wieder weg. Komisch, ich bin ja eigentlich nicht aggressiv, sehe auch nicht so aus und in der Moto-Rickshaw schon mal gar nicht. Wir sind hier auch nicht in Dortmund-Scharnhorst, wo sie einen Fechtkollegen mal eines Nachts einfach krankenhausreif geschlagen haben, weil er nach der Uhrzeit gefragt hat.

Offensichtlich haben die Leute hier das Gefühl, dass man am besten fährt, wenn man keinen Blickkontakt wagt. Komisch, wir sind doch nicht in der Bronx hier. Sind wir nicht. Oder doch?

Kurz vor der Innenstadt dann plötzlich der Kontrast: ein Südländer. Er schaut. Nein, er schaut nicht nur – er glotzt. Er zückt sein Handy. Macht Fotos – und ein Video, wie ich anfahre. Weit komme ich nicht. Ist ja Stadt hier – nächste rote Ampel. Er fragt, wir kommen an der Ampel ins Gespräch. Er macht ein Selfie mit mir und der Ape.

Wie teuer?“ Wie alt? Wo kaufen?“ Er will alles wissen. Es wird grün, ich muss weiter. Zwei Menschen haben gute Laune. Echt irre, so eine Stadt.

Einen Parkplatz finden mit der Ape ist nicht schwer. Ich stelle mich gleich neben die Einkaufswagen.

In den Baumarkt mit der Ape? Ja, geht das? Mit deinem Kasten hinten vielleicht, aber mit einer Calessino?

Es geht verdammt gut, solange man nicht 50 Zementsäcke kauft oder ein Gartenhaus als Bausatz. Lange Dinge lassen sich verblüffend gut transportieren. Stoffverdeck hinten aufzippen und einfach lang nach vorn durchladen! Mit einem roten Fähnchen würden so auch 4-m-Balken reinpassen. Gute Idee, muss ich irgendwann mal machen!

Meine Aluleisten hatten aber nur 2,5 m und so ging das Stoffverdeck hinten sogar noch zu. Unter dem Fahrersitz habe ich eine alte Babysocke gefunden, die verhinderte, dass die Bella Donna Kratzer an der Frontschürze kriegt. Echt irre, was sich im Ablagekasten unter dem Fahrersitz so alles ansammelt.

Hinten habe ich meine FFP2-Maske drübergezogen, so dass nichts das Verdeck anscheuert. Hey, Masken sind doch zum Schutz da, oder?

Über den Hellweg geht es zurück. Da fährt die Straßenbahn noch, wie es der Name verspricht: auf der Straße. Die Schienen liegen in der Fahrbahn. Mit dem Clio habe ich immer Probleme, weil der Radstand so schmal ist, dass man mit einem Reifen quasi immer auf einer Schiene fährt.

Mit der Ape klappt es super – ich nehme die rechte Schiene einfach zwischen rechtes Rad und Vorderrad – und wir haben mit der Haftung und dem Geradeauslauf kein Problem!

Auf dem Rückweg zieht sich der Himmel dunkel zu. Ohne den geplanten Zwischenhalt für einen Geocache rette ich die Beute trocken nach Hause.

Apeland Dänemark

Gute zwei Wochen waren wir im Sommerurlaub in Dänemark. Nein, nicht mit der Calessino – sondern mit Kind und Kegel und rund 4 t auf sechs Rädern.

Denkt man bei einer Ape normalerweise an Italien und das Mittelmeer, so war ich echt verblüfft, wie viele Apis wir in Dänemark gesehen haben!

Fast alle waren allerdings Ape 50 und die meisten wohl in der 25-km/h-Ausführung. Ich denke, da geht es um einen Steuer- oder Führerschein-Vorteil in der dänischen Legislatur, den ich im Detail nicht kenne.

Die meisten Apis schienen mir von Fischern als Transportmittel für Netze und Geräte zwischen dem Boot und dem Schuppen benutzt zu werden.

Das Bild oben zeigt eine Ape 50 in Hvide Sande an einer Fischerhütte. Bedenkt man die Nähe zum salzigen Meer, so sieht sie noch verblüffend gut aus. Scheint recht neu zu sein.

Aber auch ältere 50er haben wir gesehen: In Thorsminde haben wir eine Ape 50 gesehen und irgendwo fuhr auch eine rote 50er herum. Zumindest einmal haben wir eine Ape 50 gehört – wenn auch nicht zu Gesicht bekommen.

Westlich von Holstebro hatten wir dann unterwegs eine weiße APE 50 mit Kasten und Werbung für einen örtlichen Betrieb vor uns – auch mit 25-km/h-Schild.

Es scheint also gerade die 25-km/h-Version hier der Verkaufsrenner zu sein.

Zum Schluss der Reise waren wir noch in Lüneburg. Da betreibt das Brauhaus Mälzer diese wunderschön renovierte Ape. Um was es sich dabei genau handelt, habe ich nicht herausgefunden: Es scheint mir wie eine Ape MP 500 mit den schlanken Blinkern an der Kabine. Nur hatten die einen zentralen Scheinwerfer, dort, wo jetzt bei diesem Exemplar die Werbeplakette über dem Kotflügel angebracht ist. Vielleicht hat hier jemand nachträglich eine MP 500 auf zwei Scheinwerfer umgebaut? Oder gab es diese so zu kaufen?

Jedenfalls ein schönes Fahrzeug: Werbewirksam und platzsparend parkt es gegenüber des Brauhauses in einer Nische. Dazu scheint sie auch noch voll funktionsfähig, wenn frisches, leckeres Bier eben mal in Lüneburg irgendwohin ausgeliefert werden muss!

Zumindest glaube ich, dass sie auch wirklich zur Auslieferung genutzt wird, denn warum sollte sie sonst gegenüber vom Brauhaus in der Fußgängerzone stehen? Das Brauhaus ist hübsch genug, um für sich selbst zu werben, und als reiner Werbeträger würde sie dann doch eher woanders in der Stadt geparkt werden.

Was mich nur ein wenig gewundert hat: Wozu trägt diese Ape ein Nummernschild an der Front? Meines Wissens muss sie als Fahrzeug der Kategorie L5e dieses nicht tragen, obwohl ich schon gehört habe, dass einige Zulassungsämter dieses so wünschen. Schade, denn es verschandelt die Rundungen dieser Schönheit ein wenig.

Eine Ape – ja, was ist es eigentlich? Ich vermute eine MP 500, die vom Brauhaus Mälzer in Lüneburg für Werbung und Auslieferung benutzt wird.