Sicherlichkeit

Wenn ich mit Leuten aus der und über die Ape ins Gespräch komme, dann kommt oft auch diese eine Frage irgendwann auf:

„Ist denn das auch sicher?“

Die ehrliche Antwort lautet: Sicher nicht! Allerhöchstens ein ganz wenig sicher. Sagen wir verniedlicht also: „Sicherlich“.

Jetzt muss man als Referenz erst mal herausfinden, was so ein Mensch mit „sicher“ eigentlich meint: Ein Auto. Vermutlich ein modernes Auto. Und die sind ziemlich sicher für die Insassen: Ein Rad an jeder Ecke, schwer, außen hart und innen ganz weich – mit geschäumten Armaturenbrettern und Airbags für Kopf, Schulter, Knie und Baby-Zeh. Dazu eine Armada von Assistenzsystemen, dass die erste englische Elisabeth es mit der Angst zu tun bekommen hätte.

Nein, im Vergleich ist die Ape nicht sicher: Die Struktur der Ape aus gepressten Blechen ist weder längs-, noch quer- und schon gar nicht torsionsstabil. Eine Knautschzone gibt es nicht – knapp vor dem großen Zeh des Fahrers dreht sich schon das Vorderrad. Weiter vorn ist nur noch Luft. Die Türen der Ape sind eigentlich nur Rahmen aus Stahlrohr, in der Mitte ist nur Segeltuch. Das Dach genauso.

Würde sich die Ape übeschlagen – ich wäre nicht einmal sicher, ob der Rahmen der Frontscheibe standhalten würde. Würde ein Fahrzeug von der Seite in die Ape hineinstoßen – erst der Zentralträger in der Mitte des Fahrzeugs würde einen nennenswerten Widerstand bieten. Die Hälfte des Fahrers und ein Passagier wären dann schon verloren. Es gibt keinen stabilen Querträger, der die Karosserie gegen seitliche Einwirkung aussteifen würde. Fällt etwas von oben auf die Ape, was schwerer als eine überladene Brieftaube ist, hat das Stoffdach und die dünnen Rohre des Verdecks dem nichts entgegen zu setzen.

Eigentlich müsste man in oder auf der Ape einen Helm tragen. Zumindest aus der Erkenntnis der Gefahrenanalyse heraus. Damit man genau das nicht aus rechtlichen Gründen muss, dafür hat sich Piaggio die lustigen Stofftüren ausgedacht! Denn…

„in der Bundesrepublik besteht seit 1976 […] eine Helmpflicht im Straßenverkehr für Fahrer und Beifahrer von Krafträdern und offenen drei- oder mehrrädrigen Kraftfahrzeugen ohne Sicherheitsgurte ab einer bauartbedingten Geschwindigkeit von mehr als 20 km/h (§ 21a Abs. 2 StVO).

https://de.wikipedia.org/wiki/Helmpflicht

Die Calessino verfügt über drei Beckengurte – und da es ja ein im ganz weit ausgelegten Sinn auch so etwas Ähnliches wie ein „Dach“ und „Türen“ gibt, ist es auch kein „offenes“ Dreirad mehr. Und schon entfällt die Helmpflicht!

Einen weiten, womöglich funktionalen Sinn scheinen die Türen nicht zu haben – schließlich hatten die indischen Varianten bisher keine. Sie fuhren auch ohne Türen ganz prima und im Alltag auch praktischer. Aber auch in Indien muss sich an der Gesetzgebung etwas verändert haben, denn auch dort hat die „Ape City“ inzwischen zumindest hinten halbhohe, feste Plastiktürchen bekommen. Das es nicht etwa ein unwahrscheinlicher Sicherheits-Fetisch von Piaggio ist, sieht man daran, dass Erz-„Mitbewerber“ Bajaj inzwischen das Gleiche tut.

Nun, mit den Beckengurten sind wir jetzt in der Tat über den ersten Punkt auf der Haben-Seite der Sicherheit gestolpert. Sie sorgen dafür, dass man zumindest nicht aus dem Fahrzeug geschleudert wird, wenn es sich denn mal überschlägt oder zerknüllt. Auf das Hartplastik-Armaturenbrett schlägt man mit dem Kopf im Zweifelsfalle nur wenig härter auf als auf den Lenker aus Stahl. Oder man trifft auf einen der unverkleideten Stahlholme.

Airbags gibt es in der Ape genau so viele wie Brustgurte, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer: Für jeden der drei Passagiere genau keinen.

Wenn ich bei der Ape bei einer Vollbremsung ausweichen möchte und daher nicht will, dass die Räder blockieren – dann lasse ich einfach die Bremse los. Das war früher bei Autos auch nicht anders. Ältere Menschen über 40 Jahren werden das wohl noch kennen.

Mit dem modernen Konzept eines Personenkraftpanzer der SUV-Klasse kann sich die Ape in Sachen Sicherheit nicht messen. Er ist vielleicht noch mehr selbst das Problem, als die Ape selbst: Wenn 2,5 t Stahlbrumme mit Crashstrukturen auf Hüfthöhe auf die Ape stoßen, dann geht der Kampf aus wie der eines 4-jährigen gegen Muhammad Ali. Egal, ob der Knirps eine schnelle Rechte hat.

Ob man es glaubt oder nicht, so findet man doch ein paar Argumente für die Ape im Gegensatz zum Auto. Es sind die Punkte, an die man nicht sofort denkt: In der Ape habe ich rundherum einen erstklassigen Blick auf den Verkehr. In den meisten modernen PKW hat man dagegen einen Rundumblick wie im Tiefbunker.

In der Ape beschlägt mangels geschlossener Kabine nie meine Scheibe. Die Sicht ist immer gut. Und wenn es mal richtig eng wird zwischen parkenden Autos am Straßenrand und dem Gegenverkehr – mit der Ape finde ich meist einen Weg um noch sicher hindurch zu flutschen.

Man braucht eine andere Referenz für die Sicherheit der Ape. Ich wähle am liebsten die eines Motorrollers: Die gefahrenen Geschwindigkeiten sind genauso vergleichbar wie die Benutzerprofile.

Für die Ape sprechen jetzt auf einmal ganz handfeste Vorteile:

  • Sie fällt nicht einfach um, wenn ich nicht aufpasse!
  • Auch wenn sie bei Glatteis rutscht, bleibt bei der Ape zuverlässig die Gummiseite unten und das Segeltuch oben.
  • Ich kann die Bremse bedenkenlos voll betätigen, ohne Angst zu haben, gleich auf dem Asphalt zu liegen.
  • Im Regen habe ich kein Beschlag-Problem wie im Helm und dazu auch noch einen Scheibenwischer, der mit das Sichtfeld frei räumt.
  • Dinge bis zu einer gewissen Härte und eines bestimmten Gewichts hält mir die Frontscheibe von Kopf und Hals fest. Auf einem Motorroller fliegen sie mir ungefiltert an den Helm. Beo offenem Visier gleich ins Gesicht.
  • Ich habe zumindest einen Ansatz einer Blechwanne um mich herum, die Dinge wie niedrig hängende Zweige, Gischt, Steinschlag und Passanten auf Abstand hält.
  • In der Ape habe ich gleich zwei schlappe Frontscheinwerfer statt einer einzigen, zweifelhaften Funzel. Ich habe wirklich selten einen Motorroller mit brauchbarem Frontscheinwerfer gesehen. Es gibt zwei Rücklichter, zwei Bremslichter – und im Härtefall sogar ein Warnblinklicht!

Für einen Motorroller sprechen eigentlich nur seine bessere Agilität im Verkehr und der zusätzliche Schutz des Kopfes durch einen Helm. Vielleicht auch des restlichen Körpers, falls man zu den wenigen Rollerfahrern gehören sollte, die Schutzkleidung zur Fahrt anziehen.

Als Fazit kann man sagen: Die Sicherheit der Ape liegt irgendwo auf dem Niveau eines Motorrollers. Ein vernunftbegabter Durchschnittsbürger kann es jahrelang machen, ohne notwendigerweise dabei umzukommen.

Es gibt sicher gefährlichere Methoden am Straßenverkehr teilzunehmen: Nachts Fahrrad fahren ohne Licht, Badeschlappen und Shorts auf dem Sportmotorrad, ein Quad, betrunken auf der Straße einschlafen oder einfach spazieren gehen im Schalke-Trikot im Dortmunder Norden.

Alles in allem bleibt aber zu sagen: Wenn jemand die Frage stellt, ob die Ape denn auch sicher ist, dann gehört er definitiv nicht zu den Menschen, die eine Ape fahren würden.

Versatzstück

Eine Sache über die Ape ist mir neulich klar geworden: Die Ape ist mit ihrem einzigen Vorderrad deutlich labiler in der Kurvenfahrt als ein Auto!

Klar, das klingt jetzt nach einer Binsenweisheit. Aber ich meine nicht, dass sie eher kippt wegen der kleinen Aufstandsfläche oder des kleinen Abrollumfangs, eher in Schlaglöchern hängen bleibt.

Nein, die Erkenntnis kam mir bergab, nach dem Durchfahren einer Autobahnunterführung. Es geht dort flott mit mehr als 50 km/h durch eine Kurve. In der Kurve ist aber eine Bodenwelle. Und außen entlang der Kurve ist eine Gartenmauer …

Vorsicht vor Bodenwellen in schnellen Kurven mit der Ape!

Fahre ich mit meinem Auto flott um eine Kurve, dann passiert auch bei Bodenwellen meist nicht viel. Federung und Dämpfung sorgen für Haftung. Wird das Fahrwerk unruhig und ein Rad springt, dann hält mich das zweite Rad leidlich in der Bahn. Selbst wenn es mein Auto beim Überfahren der Welle ein wenig nach außen versetzt, so tut es das in kurzer Folge erst vorn und dann hinten. Der Winkel ändert sich kurz – aber nachdem die Hinterräder „über den Berg“ sind, habe ich die gleiche Fahrtrichtung wie vorher – nur etwas weiter außen.

Bei der Ape ist das nicht so. Über die Bodenwelle wird mein Vorderrad erst komprimiert und beim Abrollen wird der Anpressdruck dann gering. Das Vorderrad versetzt plötzlich stark nach außen! Zwar passiert hinten das Gleiche, aber die Kräfte beim Überrollen verteilen sich auf zwei Räder und fallen damit geringer pro Rad aus. Bei der Fahrt über die Bodenwelle versetzt das Heck und die Fuhre versetzt deutlich weniger. Jetzt zeigt die Vorderradnase deutlich mehr nach außen und die Gartenmauer kommt kuschelig nahe.

Mehr Lenkwinkel am Vorderrad soll es richten und der indische „MITOS“-Reifen vorn quietscht leicht und verwindet sich fühlbar. Es klappt und der Fahrzustand endet unspektakulär geradeaus.

Die Erkenntnis steckt jetzt fest im Hirn: Vorsicht vor Bodenwellen in schnellen Kurven mit der Ape. Das war mir vorher so nicht so bewusst.

Verkehrt im Kopf

„Jaguar sponsored my trip, and as a result I was able to be co-driver in a ‘54 Jaguar C-Type, and drive a brand-new F-Type R Coupé at high speeds on the autostradas. Because I’m severely wrong in the head, though, I think I was most excited to drive this Piaggio Ape.“

„Jaguar bezahlte meine Reise und dadurch konnte ich Beifahrer in einem ’54er Jaguar Typ C sein und einen nagelneuen F-Type R Coupé mit hoher Geschwindigkeit über die Autostrada jagen. Weil ich aber hochgradig verkehrt im Kopf bin, war ich am allermeisten davon angetan, diese Piaggio Ape zu fahren.“

Jason Torchinsky, jalopnik.com

Steuerungeheuer

Es ist ein Jahr herum mit unserer dunkelblauen Ape! Man merkt es daran, dass plötzlich Geld vom Konto abgebucht wird: Steuer und Versicherung sind fällig!

Die Frage ist: Was kostet der Betrieb eines Calessino 200? Oder eher anders gefragt: Was kostet der Nichtbetrieb – die Fixkosten? Also die reinen Kosten des Besitzes.

Die Steuern sind festgesetzt mit 42 € – kein Verhandlungsspielraum. Ich finde das verhältnismäßig viel. Es sind immerhin 21 €/100 ccm. Man muss bedenken, dass die Calessino 200 sogar Euro 4 klassifiziert ist!

Im Vergleich dazu kostet unser Renault Clio 3 gerade einmal 62 € im Jahr. Das ist nur etwa die Hälfte mehr. Dafür hat man aber ein „richtiges“ Auto für bis zu fünf Personen. Das Auto belastet die Straßen im Vergleich zur Ape mit vier Rädern und einem etwa dreifachen Gewicht und der doppelten Verkehrsfläche. Es hat fast den sechsfachen Hubraum und die siebeinhalbfache Leistung!

Aber warum ist die Ape relativ gesehen so teuer im Vergleich zu einem Auto? Man könnte meinen, dass es am CO₂-Anteil liegen könnte, der seit der Steuerreform 2009 in die Berechnung der Kfz-Steuer eingeht. Aber technisch gesehen hängt die CO₂-Emission direkt am Treibstoffverbrauch (und der Treibstoffsorte). Renault Clio und Ape Calessino verbrennen den gleichen Super-Kraftstoff. Und während der Clio bei uns im mehrjährigen Mittel 6,15 l/100 km verbraucht, begnügt sich die Calessino mit 4,20 l/100 km. Klarer Vorteil für die Ape, sollte man meinen …

Also ist es vielleicht doch wegen der Emissionsklasse? Das kann eigentlich nicht sein, denn beide Fahrzeuge gehören in die Euro 4. Schließlich soll die Besteuerung von dreirädrigen Kraftfahrzeugen ja schließlich nach Hubraum „und Schadstoffemissionen“ bemessen. Das steht ja so im Kraftfahrzeugsteuergesetz:

Die Steuer bemisst sich

[…]

1b. bei dreirädrigen und leichten vierrädrigen Kraftfahrzeugen mit Hubkolbenmotoren, die unter den Anwendungsbereich der Richtlinie 97/24/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 1997 über bestimmte Bauteile und Merkmale von zweirädrigen oder dreirädrigen Kraftfahrzeugen (ABl. L 226 vom 18.8.1997, S. 1, L 65 vom 5.3.1998, S. 35, L 244 vom 3.9.1998, S. 20, L 67 vom 11.3.2008, S. 22), die zuletzt durch die Richtlinie 2009/108/EG der Kommission vom 17. August 2009 (ABl. L 213 vom 18.8.2009, S. 10) geändert worden ist, in der jeweils geltenden Fassung fallen, nach dem Hubraum und den Schadstoffemissionen

Kraftfahrzeugsteuergesetz / § 8 Bemessungsgrundlage

Und hier ist jetzt der Trick: Es sollte eigentlich so sein, wird aber nicht so gemacht! Da der Staat leider kein Herz für kleine, knatternde Apes hat, unterschlägt er ganz einfach und schnell unseren ungeregelten Katalysator in der Ape, Ihre elektronische Einspritzung und damit Ihre „ uro-4“-Einstufung. Noch mehr: Er unterschlägt sogar noch mehr den geringen Kraftstoffverbrauch und damit die geringe CO-Belastung. Denn egal, welches Dreirad man fährt: Man bezahlt einfach immer den Maximalbetrag von 21 €/100 ccm! Ja, genau: Die qualmende und stinkende Ape MP mit dem Zweitakter ist hier gleichgestellt und bezahlt das Gleiche! Und das nur, weil unsere Staatslenker nach dem Abschnitt 1a Mittagspause hatten und daher vergessen haben, sich zu überlegen, wie sie den festgelegten Einfluss der Schadstoffemissionen denn nun handhaben wollten.

Schade und ein wenig ärgerlich, finde ich. Denn das ist doch das falsche Zeichen in dieser Zeit, kleine, leichte und emissionsarme Fahrzeuge zu benachteiligen. Der schwache Trost bleibt, dass es mit 42 € absolut gesehen ein geringer Schaden bleibt. Dazu das Glücksgefühl, dass man ja noch gut davongekommen sei, wo es andere Menschen doch viel schlimmer trifft. So wie den Fahrer eines Trikes, der nach der Steuerreform nun für ein und dasselbe Trike in der Euro 2 nicht mehr 117 €, sondern mit 337 € gleich fast das Dreifache an Steuern bezahlt!

Der Blick auf die Versicherung stimmt mich fröhlicher: Natürlich bin ich nach einem Jahr unfallfreien Fahrens auf drei Rädern in meiner Schadenfreiheitsklasse von 100 % auf 85 % gesunken. Damit fällt der Beitrag für die Versicherung in diesem Jahr mit 28,88 € unter die 30er-Marke, die ich letztes Jahr noch überschritten habe!

Und wieder tröstet das Leid der Anderen: Bei meiner Versicherung habe ich aus Spaß einmal nach dem Preis für ein Versicherungskennzeichen geschaut. Dort heißt es:

Leichte Quads und Trikes (z. B. Ape) mit einem Hubraum von maximal 50 ccm und einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h – schon ab 34 €* pro Jahr.

https://www.huk.de/fahrzeuge/kfz-versicherung/mopedversicherung.html

Da steht es nun schwarz auf weiß: Unsere Ape Calessino 200 hat zwar die dreifache „Kraft“ der Ape 50 und fährt immerhin schnell genug, dass man rein rechtlich damit auf die Autobahn darf – aber sie ist immer noch billiger zu versichern als die kleine Ape 50!

Alles in allem reden wir hier nicht von viel Geld: Die Fixkosten für unser Calessino liegen derzeit bei < 6 € pro Monat. Das ist uns den Spaß allemal wert!

Langlader

Ein paar kleine Dinge brauche ich aus dem Baumarkt. Aber ich weiß, dass es all diese Dinge nicht im Baumarkt um die Ecke gibt, sondern in dem einen in Dortmund. Das sind rund 25 km zu fahren – in jede Richtung. Aber das Wetter ist trocken, also los mit der Ape?

Es ist komisch, in die Stadt zu fahren – sehr anonym. Die meisten Leute schauen auf ihr Handy und nehmen ihre Umwelt kaum wahr. Ich kann schon froh sein, wenn sie mir nicht vor das Dreirad laufen. Die meisten Leute, die mich in der Calessino wahrnehmen, sagen nichts und schauen schnell wieder weg. Komisch, ich bin ja eigentlich nicht aggressiv, sehe auch nicht so aus und in der Moto-Rickshaw schon mal gar nicht. Wir sind hier auch nicht in Dortmund-Scharnhorst, wo sie einen Fechtkollegen mal eines Nachts einfach krankenhausreif geschlagen haben, weil er nach der Uhrzeit gefragt hat.

Offensichtlich haben die Leute hier das Gefühl, dass man am besten fährt, wenn man keinen Blickkontakt wagt. Komisch, wir sind doch nicht in der Bronx hier. Sind wir nicht. Oder doch?

Kurz vor der Innenstadt dann plötzlich der Kontrast: ein Südländer. Er schaut. Nein, er schaut nicht nur – er glotzt. Er zückt sein Handy. Macht Fotos – und ein Video, wie ich anfahre. Weit komme ich nicht. Ist ja Stadt hier – nächste rote Ampel. Er fragt, wir kommen an der Ampel ins Gespräch. Er macht ein Selfie mit mir und der Ape.

Wie teuer?“ Wie alt? Wo kaufen?“ Er will alles wissen. Es wird grün, ich muss weiter. Zwei Menschen haben gute Laune. Echt irre, so eine Stadt.

Einen Parkplatz finden mit der Ape ist nicht schwer. Ich stelle mich gleich neben die Einkaufswagen.

In den Baumarkt mit der Ape? Ja, geht das? Mit deinem Kasten hinten vielleicht, aber mit einer Calessino?

Es geht verdammt gut, solange man nicht 50 Zementsäcke kauft oder ein Gartenhaus als Bausatz. Lange Dinge lassen sich verblüffend gut transportieren. Stoffverdeck hinten aufzippen und einfach lang nach vorn durchladen! Mit einem roten Fähnchen würden so auch 4-m-Balken reinpassen. Gute Idee, muss ich irgendwann mal machen!

Meine Aluleisten hatten aber nur 2,5 m und so ging das Stoffverdeck hinten sogar noch zu. Unter dem Fahrersitz habe ich eine alte Babysocke gefunden, die verhinderte, dass die Bella Donna Kratzer an der Frontschürze kriegt. Echt irre, was sich im Ablagekasten unter dem Fahrersitz so alles ansammelt.

Hinten habe ich meine FFP2-Maske drübergezogen, so dass nichts das Verdeck anscheuert. Hey, Masken sind doch zum Schutz da, oder?

Über den Hellweg geht es zurück. Da fährt die Straßenbahn noch, wie es der Name verspricht: auf der Straße. Die Schienen liegen in der Fahrbahn. Mit dem Clio habe ich immer Probleme, weil der Radstand so schmal ist, dass man mit einem Reifen quasi immer auf einer Schiene fährt.

Mit der Ape klappt es super – ich nehme die rechte Schiene einfach zwischen rechtes Rad und Vorderrad – und wir haben mit der Haftung und dem Geradeauslauf kein Problem!

Auf dem Rückweg zieht sich der Himmel dunkel zu. Ohne den geplanten Zwischenhalt für einen Geocache rette ich die Beute trocken nach Hause.

Apeland Dänemark

Gute zwei Wochen waren wir im Sommerurlaub in Dänemark. Nein, nicht mit der Calessino – sondern mit Kind und Kegel und rund 4 t auf sechs Rädern.

Denkt man bei einer Ape normalerweise an Italien und das Mittelmeer, so war ich echt verblüfft, wie viele Apis wir in Dänemark gesehen haben!

Fast alle waren allerdings Ape 50 und die meisten wohl in der 25-km/h-Ausführung. Ich denke, da geht es um einen Steuer- oder Führerschein-Vorteil in der dänischen Legislatur, den ich im Detail nicht kenne.

Die meisten Apis schienen mir von Fischern als Transportmittel für Netze und Geräte zwischen dem Boot und dem Schuppen benutzt zu werden.

Das Bild oben zeigt eine Ape 50 in Hvide Sande an einer Fischerhütte. Bedenkt man die Nähe zum salzigen Meer, so sieht sie noch verblüffend gut aus. Scheint recht neu zu sein.

Aber auch ältere 50er haben wir gesehen: In Thorsminde haben wir eine Ape 50 gesehen und irgendwo fuhr auch eine rote 50er herum. Zumindest einmal haben wir eine Ape 50 gehört – wenn auch nicht zu Gesicht bekommen.

Westlich von Holstebro hatten wir dann unterwegs eine weiße APE 50 mit Kasten und Werbung für einen örtlichen Betrieb vor uns – auch mit 25-km/h-Schild.

Es scheint also gerade die 25-km/h-Version hier der Verkaufsrenner zu sein.

Zum Schluss der Reise waren wir noch in Lüneburg. Da betreibt das Brauhaus Mälzer diese wunderschön renovierte Ape. Um was es sich dabei genau handelt, habe ich nicht herausgefunden: Es scheint mir wie eine Ape MP 500 mit den schlanken Blinkern an der Kabine. Nur hatten die einen zentralen Scheinwerfer, dort, wo jetzt bei diesem Exemplar die Werbeplakette über dem Kotflügel angebracht ist. Vielleicht hat hier jemand nachträglich eine MP 500 auf zwei Scheinwerfer umgebaut? Oder gab es diese so zu kaufen?

Jedenfalls ein schönes Fahrzeug: Werbewirksam und platzsparend parkt es gegenüber des Brauhauses in einer Nische. Dazu scheint sie auch noch voll funktionsfähig, wenn frisches, leckeres Bier eben mal in Lüneburg irgendwohin ausgeliefert werden muss!

Zumindest glaube ich, dass sie auch wirklich zur Auslieferung genutzt wird, denn warum sollte sie sonst gegenüber vom Brauhaus in der Fußgängerzone stehen? Das Brauhaus ist hübsch genug, um für sich selbst zu werben, und als reiner Werbeträger würde sie dann doch eher woanders in der Stadt geparkt werden.

Was mich nur ein wenig gewundert hat: Wozu trägt diese Ape ein Nummernschild an der Front? Meines Wissens muss sie als Fahrzeug der Kategorie L5e dieses nicht tragen, obwohl ich schon gehört habe, dass einige Zulassungsämter dieses so wünschen. Schade, denn es verschandelt die Rundungen dieser Schönheit ein wenig.

Eine Ape – ja, was ist es eigentlich? Ich vermute eine MP 500, die vom Brauhaus Mälzer in Lüneburg für Werbung und Auslieferung benutzt wird.

Die Mehrzahl der Ape

Nein, ich möchte meinen Fuhrpark nicht vergrößern.

Nun, vielleicht würde ich schon gern: Eine Ape mit Kasten wäre nicht schlecht, denn wir bekommen nicht alle Familienmitglieder in die Calessino 200. So könnte man dann mit zwei Ape-Varianten zum Picknick ins Grüne: Ein großer und zwei kleine Menschen in die Calessino 200 und das Essen, die Ausrüstung, Spielsachen und das Schaukelpferd (oder was auch noch alles so mit soll) in die Kasten-Ape.

Aber nein, es bleibt erst einmal bei unserem Calessino 200. Die Fragestellung ist eher eine sprachliche: Wovon genau redet man eigentlich, wenn man mehr als eine Ape meint?

Ich habe da verschiedene Möglichkeiten gefunden:

„Apen“

Wird oft in der deutschen Sprache verwendet, weil es ein häufiger Plural für Worte ist, die auf „e“ enden. Sache? Sachen! Apfelsine? Apfelsinen! Ganz klar.

Als deutsche Endung auf ein italienisches Wort fühlt es sich aber irgendwie sperrig an.

Außerdem ist „Apen“ ein Ort im Ammerland, und in der Tat waren da auch schon viele von diesen – äh – Apen halt.

Im Niederländischen heißt „Apen“ dann auch gleich „Affen“, auch nicht so ein toller Vergleich.

„API“

Original italienisches Fahrzeug – original italienischer Plural! Ist klar, oder?

Oder vielleicht doch nicht? Seid Ihr mit der Ape zum Italiener gefahren und hat jeder am Tisch seine leckere Pizza bekommen, dann isst man gemeinsam „Pizzen“, oder? Zumindest die etwas Älteren und Gebildeteren unter uns. Für die meisten Jüngeren und die paar, die in der Schule nicht aufgepasst haben, sind es „Pizzas“. Ich bekomme Ohrenkräuseln davon, aber der Duden sagt, das sei okay.

Aber ein Italiener würde sicher „Api“ sagen. Auf der anderen Seite sagt ein Italiener das gleiche zu einem „Application Programming Interface“. Software-Architektur? Computer? Gott bewahre die italienische Ape vor dieser Verbindung! (Anm. d. Red.: Zu spät – die Ape e-City in Indien wirbt bereits mit einer App-Anbindung ans Mobiltelefon.)

Der ein oder andere Italiener wird sich bei dem Wort aber auch an eine weitgehend erfolglose demokratisch-liberale Partei erinnern, die nach schwachem Start durch taktische Kollaboration mit dem politischen Mitte-rechts-Gegner (sic!) schließlich in der Versenkung verschwand.

„Apes“

Die englische Version mit dem pluralisierenden „s“ am Ende ist auf jeden Fall modern. Die englische Sprache nimmt immer mehr Platz im deutschsprachigen Raum ein. Beispiel gefällig? „Finals“!

Auch wenn es noch so sperrig in meinen Ohren klingt, so ist es inzwischen immer häufiger in Medien zu lesen. In deutschen Medien: Halbfinals! Weltmeisterschafts-Finals!

Aber die feine englische Art ist es auch nicht, denn im Englischen bedeutet es genauso: „Affen“. Mag sein, dass man als großgewachsener Fahrer hinter der Lenkstange so aussieht.

„Ape“

Es klingt so simpel, aber es gibt eine vierte Möglichkeit: Singular gleich Plural! Das Beispiel mit dem „Finale“ hat mich draufgebracht – denn der traditionelle, deutsche Plural von „Finale“ ist laut Duden halt „Finale“. So simpel. Und es kommt aus dem Lateinischen, dem Vorläufer des Italienischen. Und warum soll der Plural von „Ape“ dann nicht „Ape“ sein?
Nun, einen Nachteil hat auch dieses: Die Ape ist weiblich, klar. Allerhöchstens aus dem Kontext wird dann noch klar, ob es sich nun bei „die Ape“ um eine oder mehrere handelt.

Ich weiß nicht recht und ich bin auch am Ende: Gebt mir eine Hilfe: Wie nennt die deutschsprachige Welt dort draußen mehr als eine Ape?

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